Gamifiziertes Beckenbodentraining: Spaß und Motivation für eine starke Körpermitte

Regelmäßiges Beckenbodentraining kann helfen, Inkontinenz vorzubeugen und häufig auch, sie zu beheben. Dazu muss allerdings über Monate regelmäßig trainiert werden. Umso wichtiger ist es, den Betroffenen eine dauerhaft motivierende Trainingsform zu vermitteln.

Im Interview mit MEDICA.de erklärt Mark Kässer, Mitgründer der Fysor GmbH, wie das neue gamifizierte Trainingssystem "Apelvo" funktioniert. Im MEDICA START-UP PARK 2023 zeigt das Unternehmen allen Interessierten, wie es sich praktisch anwenden lässt.

Herr Kässer, wie lassen sich Beckenbodentraining und Gamification verbinden?

Mark Kässer: Ich selbst bin Physiotherapeut am Universitätsklinikum Tübingen und beschäftige mich seit über 25 Jahren mit Patientinnen und Patienten, die unter Inkontinenzproblemen beziehungsweise Beckenbodenproblemen leiden. Im Laufe meiner Tätigkeit habe ich eines erkannt: Beckenbodentraining wirkt. Wer konsequent übt, kann den Beckenboden wie jede andere Muskulatur im menschlichen Körper kräftigen, trainieren, stärken und so kontinent und aktiv das Leben genießen.

Doch funktioniert das leider nicht kurzfristig. Nur wer dran bleibt und regelmäßig trainiert, kann entsprechende Erfolge verbuchen. Genau hier setzt die Gamification an. Es werden derzeit spezielle Smartphonespiele entwickelt, bei denen der Beckenboden aktiv eingesetzt wird. Dabei kann es sich um verschiedene Spiele handeln, wie Poker, Schach oder Autorennen. Die Spiele lassen sich dabei nicht nur über die Touchkontrolle steuern, sondern die Beckenbodenmuskulatur wird aktiv in das Spiel integriert.

Wie funktioniert das genau?

Kässer: Um den Beckenboden während des Spiels zu erfassen, werden Elektroden auf die Haut geklebt. Diese Elektroden senden über Bluetooth die Echtzeitsignale des Beckenbodens an ein Smartphone oder Tablet PC, auf dem die speziellen Spiele laufen. So kann das Training unauffällig und spielerisch durchgeführt werden, ohne dass von außen erkennbar ist, dass es sich um Beckenbodentraining handelt. Die Spiele bieten verschiedene Level und Schwierigkeitsstufen, sodass das Training immer Abwechslung bietet, und Spaß macht.

Ein Beispiel für ein solches Spiel ist das Parkplatzspiel, bei dem der Beckenboden genutzt wird, um Autos geschickt umzuparken, um einem Rettungswagen den Weg zum Einsatz freizumachen. Dabei ist es wichtig, den Beckenboden nicht zu lange anzuspannen, da es sonst zu Parkplatzremplern kommt. Durch die Herangehensweise als Knobelspiel wird das Trainieren nur noch unterbewusst wahrgenommen. Spiel und Spaß stehen im Vordergrund.

An wen richtet sich das Angebot? Wer kann es für sein Training nutzen?

Kässer: Beckenbodenprobleme können prinzipiell bei Männern, Frauen und auch bei Kindern auftreten. Statistisch haben jedoch vor allem Frauen rund um die Geburt und in ihren Wechseljahren Probleme mit dem Beckenboden. Die zweitgrößte Gruppe sind Männer, denen aufgrund eines Prostata-Karzinoms die Prostata entfernt werden musste. Hinzu kommen Menschen, die über einen längeren Zeitraum mit einem künstlichen Darmausgang leben müssen. Hier geht es um die Verhinderung von Stuhlinkontinenz, welche insbesondere zu sozialer Isolation und großem Leid führen kann.

Wann ist das Trainingssystem vollumfänglich für die Betroffenen erhältlich?

Kässer: Voraussichtlich im Frühjahr 2024 wird Apelvo für Android- und IOS-Endnutzer zur Verfügung stehen. Wer sich vorher schon einen Eindruck verschaffen möchte, kann unseren Stand im der neuen THE LÄND Corner im MEDICA START-UP PARK 2023 besuchen. Dort werde ich vor Ort demonstrieren, wie Apelvo funktioniert und wie einfach und abwechslungsreich Beckenbodentraining zukünftig sein wird.