Ziel des Projektes war unter anderem, das infektionspräventive Zimmer für Patientinnen und Patienten zu planen, als Prototyp zu errichten und auf seine Zweckmäßigkeit zu bewerten. Welche Ergebnisse KARMIN zutage förderte und wie das Krankenhaus von morgen aussehen könnte, darüber spricht Dr.-Ing. Wolfgang Sunder mit MEDICA.de.
Herr Sunder, der Projektzeitraum für KARMIN endete offiziell Mitte dieses Jahres. Trotzdem wird das KARMIN-Zimmer jetzt als "Zimmer der Zukunft" in einem eigenen Pavillon auf dem Gelände des Städtischen Klinikums Braunschweig errichtet und wird zukünftig als Forschungs- und Studienlabor genutzt. Welche Erkenntnisse haben Sie im Projekt KARMIN gewonnen?
Dr.-Ing. Wolfgang Sunder: Grundsätzlich lässt sich sagen, dass das Thema der Infektionsprävention interdisziplinär betrachtet werden muss. Es reicht also bei weitem nicht aus, dass nur medizinisches Fachpersonal das Thema aus ihrer Perspektive oder wir nur aus dem architektonischen Blickwinkel beleuchten. Ganz im Sinne des One-Health Ansatzes ist es wichtig, dass diesem Thema mit einem breiteren Verständnis begegnen werden muss. Alle Akteurinnen und Akteure in diesem Bereich müssen interdisziplinär zusammenarbeiten.
In der wissenschaftlichen Analyse unseres Projektes hatte die Definition der Wegeführung der verschiedenen Nutzendengruppen im Zimmer einen hohen Stellenwert. Dazu haben wir von der Charité die Informationen erhalten, wie die Übertragungswege von Erregern innerhalb des Krankenhauses aussehen. Mit diesem Wissen konnten wir die Wegeführung im Zimmer für Patientinnen und Patienten setzen. Das KARMIN-Zimmer zeichnet sich durch eine klare Zonierung eines Eingangsbereichs, und eines fassadenseitigen Besuchendenteils, sowie symmetrisch links- und rechtsseitig angeordneten Nasszellen, einem Pflegearbeitsbereich und einem Bereich für Patientinnen und Patienten aus. Dadurch können Bewegungsabläufe im Raum klar koordiniert und Abstände eingehalten werden.
Die zweite Erkenntnis ist die, dass generell gute Reinigungsmöglichkeiten im Zimmer die Infektionsprävention unterstützen. Dies kann erreicht werden, indem zum einen eine geringe Verfugung sichergestellt wird und zum anderen die Flächen von Ausstattungsgegenständen ineinander übergehen und möglichst keine Vor- und Rücksprünge (z.B. Griffe) vorhanden sind. Zudem wurden alle Materialien auf ihre Einfachheit bei der Reinigung geprüft.
Die allerwichtigste Erkenntnis ist aber: Die Händedesinfektion stellt die zentrale Säule der Infektionsprävention im Patientenzimmer dar. Im KARMIN-Zimmer wurde deshalb eine intelligente Wahl verschiedener Spender platziert. Wichtig für den erfolgreichen Einsatz ist die ständige Verfügbarkeit des Mittels, das Wissen um die richtige Anwendung und eine sichtbare Platzierung.