Noch befindet sich die Methodik des Phasenkontrast mikroCTs in der Entwicklung. Welche Hürden gibt es aktuell?
Dr. Zboray: Wir konnten erst einmal zeigen, dass unser Phasenkontrast-mikroCT-Verfahren nicht-invasiv und störungsfrei funktioniert.
Allerdings ist unsere Methode nur ex vivo verwendbar. Unsere Idee ist aber, Erkenntnisse aus unserem hochauflösenden Verfahren in die klinische CT zu überführen. Es besteht ja eine Korrelation zwischen klinischen und Laborbefunden. Aufgrund dieser Korrelationen, der heutige Stand der Digitalisierung und des maschinellen Lernens soll es erlauben, die Daten so zu modellieren, dass ein Algorithmus in Zukunft die Detailinformationen besser aus dem klinischen CT auslesen könnte.
Aktuell müssen wir unser Verfahren erst einmal an einer größeren Kohorte anwenden, um unsere Ergebnisse dann mit herkömmlichen CT-Verfahren abzugleichen. Aber auch, um ausreichend Daten für die Entwicklung eines Algorithmus zu sammeln. Denn unser Ziel ist es, mittels Machine Learning klinische CT-Bilder besser analysieren zu können, ähnlich wie es in der klinischen Bildgebung mit Radiomics bereits der Fall ist.
Irgendwann möchten wir nicht nur radiomische Merkmale untersuchen, sondern auch genetische oder molekulare Analysen miteinander verbinden. So könnten wir ableiten, welche Biomarker das Thrombenwachstum begünstigen und Rückschlüsse darüber ziehen, wo das Blutgerinnsel seinen Ursprung hatte. Auch das hätte natürlich Auswirkungen auf die Behandlungsmethodik hin zur personalisierten Medizin.
Angenommen, die Methodik findet ihren Einzug in den Klinikalltag. Welche technischen Voraussetzungen bräuchte eine Klinik für die Anwendung dieser speziellen Diagnostik?
Dr. Zboray: Es bräuchte gar keine größere Anschaffung wie beispielsweise die eines neuen CT-Gerätes. Es bräuchte nur unseren Algorithmus. Den könnte man über die CT-Bilder laufen lassen und er würde mittels Datenabgleich aus diesen und seinen „Labordaten“ berechnen können, um was für eine Thrombusart es sich handelt, sodass die Neurochirurgin oder der Neurochirurg eine Entscheidung über die Behandlungsmethodik treffen kann. Das lässt sich auch ohne weiteren Aufwand in den Klinikalltag integrieren.
Es ist schließlich auch gar nicht unser Ziel, die heutige Methodik komplett zu ersetzen. Wir möchten sie eher ergänzen.