Im Interview mit MEDICA.de spricht Anja Schönheit-Müller über nachhaltigen Umgang mit Ressourcen im Krankenhaus und warum es dabei um mehr als Energie und Wasser geht.
Frau Schönheit-Müller, wie ausgeprägt ist das Interesse am Thema "Green Hospital"? Ist das Klinikum Lichtenfels ein Beispiel für andere Kliniken für die Umsetzung?
Anja Schönheit-Müller: Wir haben einige internationale und regionale Anfragen erhalten, die sich dafür interessierten. Leider ist das Thema "Green Hospital" aber noch nicht so weit verbreitet. Deshalb ist es wichtig, dass Krankenhäuser mehr aufgeklärt und informiert werden. Es kommt nicht darauf an, dass man einen Neubau hat. Es sind viele Einzelmaßnahmen, die sich grundsätzlich auf alle Settings im Gesundheitswesen anwenden lassen. Welche Komponenten man anwendet, hängt vom jeweiligen Standort ab, aber man kann mit wenigen Dingen schon viel erreichen.
Welche Maßnahmen tragen in Ihrem Neubau zur Energieersparnis bei?
Schönheit-Müller: Wir haben zum Beispiel eine optimierte Gebäudehülle, Dreifachverglasung, Wärmerückgewinnung, Geothermie, Solarthermie, Biogas, Ökostrom und Photovoltaik. Das Green Hospital soll überall dort, wo Ressourcen verbraucht werden, nachhaltig sein. Dabei geht es nicht nur um ökologische, sondern auch um wirtschaftliche und soziale Nachhaltigkeit.
Wodurch werden in Krankenhäusern besonders viele Ressourcen verbraucht?
Schönheit-Müller: Das sind auf der ökologischen Seite vor allem Rohstoffe und Energie. Man geht davon aus, dass pro Patient und Tag circa 6 Kilogramm Müll anfallen, von denen ein Teil, wie etwa Zytostatika, auch schädlich ist, und 500 Liter Wasser verbraucht werden. An Energie- und Wärmekosten kalkuliert man pro Jahr circa 3.300 € pro Klinikbett.
Dann gibt es aber auf der wirtschaftlichen Seite auch Kapital, Prozesse und Strukturen und auf der sozialen Seite Werte, Kultur und Motivation der Mitarbeiter sowie Vertrauen der Patienten und Zuweiser. In diesem Nachhaltigkeitsdreieck bewegt sich das Green Hospital.
Welchen Beitrag können die Mitarbeiter leisten?
Schönheit-Müller: Natürlich ist jeder angehalten, Ressourcen am Arbeitsplatz zu sparen. Wir haben beispielsweise auf jeder Station eine Mülltrennung etabliert. Wir haben die Mitarbeiter auch von Anfang an in das Change Management und in die Gestaltung des Neubaus einbezogen. Darüber hinaus bieten wir auch eine Gesundheitsförderung an und jährliche Gesundheitstage, an denen unsere Mitarbeiter ein Informationsangebot gestalten.