Wie könnten Chirurginnen und Chirurgen Ihr Endoskop nutzen?
Habich: Ich habe mich im vergangenen Jahr intensiv mit der Telemanipulation von Schlangenrobotern beschäftigt, also mit der Strategie, wie Ärztinnen und Ärzte den Roboter intuitiv fernsteuern können. Schlangenartige Manipulatoren besitzen – wie reale Schlangen – eine sehr hohe Anzahl an Freiheitsgraden. Der Mensch kann allerdings nur sechs Freiheitsgrade vorgeben: drei Positions- und drei Orientierungs-Freiheitsgrade der Hand. Auf dem Markt gibt es haptische Eingabegeräte, die die sechsdimensionale Pose der Hand beim Bedienen erfassen und gleichzeitig wirkende Kräfte zwischen Roboter und Gewebe zurückführen. Der Operierende kann dann also auch spüren, was der Roboter fühlt. Für unseren Schlangenroboter ist es erstrebenswert, dass dieser sich wie in dem alten Computerspiel „Snake“ nach dem Follow-the-Leader Prinzip fortbewegt und der gesamte Körper dem Kopf der Schlange folgt. So können krummlinige Pfade abgefahren werden.
Was ist Ihr nächstes großes Ziel für HALEy?
Habich: Unser Forschungsprojekt hat im Oktober 2020 begonnen, läuft insgesamt zweieinhalb Jahre und geht deshalb jetzt so langsam zu Ende. Wir überlegen aktuell, wie wir weitermachen. Interessant wäre es jetzt, einen passenden Industriepartner zu finden, der Expertise in der Mikrosystemtechnik zur Miniaturisierung der fluidischen Aktoren aufweist. Wenn zwei Universitätsinstitute sich verbinden und Grundlagenforschung betreiben, dann geht man in dieser Richtung schon gut voran, wie zum Beispiel bei der Regelung unserer Softaktoren. In diesem Bereich beschäftige ich mich mit KI-Ansätzen, da das weiche Material schwierig mit klassischen modellbasierten Methoden zu beschreiben und zu regeln ist. Das soll auch Schwerpunkt im Folgeprojekt sein.
Aber, wie gesagt, wenn man einen Industriepartner hätte, der auf Miniaturisierung spezialisiert ist, dann könnte ich mir vorstellen, einen Schlangenroboter aufzubauen, der viele Aktoren, aber auch einen geringen Durchmesser aufweist. Aktuell ist unser Schlangenroboter noch sehr groß und weit entfernt von der Dimension eines flexiblen Endoskops.