Im Interview mit MEDICA.de sprechen Prof. Hendrik Bonnemeier und Prof. Jürgen Dunst über die Behandlung eines Patienten mit schweren, therapierefraktären Herzrhythmusstörungen durch hochpräzise Bestrahlung des Herzmuskels, was die Hintergründe sind und welche Perspektiven sich daraus ergeben.
Herr Prof. Bonnemeier, was genau war das Krankheitsbild des Patienten, den Sie kürzlich wegen seiner Herzrhythmusstörungen behandelt haben?
Prof. Hendrik Bonnemeier: Der Patient hatte in der Vergangenheit eine ischämische Kardiomyopathie erlitten, das heißt eine Unterversorgung eines Teils einer Herzkammer mit sauerstoffreichem Blut aufgrund verengter Arterien. Dies hat zu einer heterogenen Narbenbildung in der vorderen linken Herzkammer geführt. Wegen der schlechten Pumpleistung des Herzens wurde ihm deshalb ein Defibrillator implantiert und er musste eine Maximaldosis von Antiarrhythmika nehmen. Trotz dieser Behandlung hat der Patient jeden Tag durch den Defibrillator einen Schock erlitten, was seine Lebensqualität und die seiner Angehörigen natürlich extrem beeinträchtigt hat.
Warum haben Sie sich für diese Behandlung entschieden?
Bonnemeier: Die Ursache von Herzrhythmusstörungen ist eine kreisende Erregung um Narbengewebe in der Herzkammer, ein sogenannter Reentry (sehen Sie Geräte zur Herz-Kreislauf-Diagnostik im Katalog der MEDICA 2018). Durch die viel zu schnelle Erregung kommt es zu einer Instabilität des Blutkreislaufs. Um diese Erregung zu stoppen, ist normalerweise die Katheterablation von Herzmuskelgewebe in der Herzkammer das Mittel der Wahl. Die Stelle, an der der Reentry entstand, war aufgrund seiner Lage aber nicht durch eine Katheterablation zu erreichen, da diese Herzmuskelzellen so tief im Gewebe nicht veröden kann (Informationen zur gefäßchirurgischen Instrumenten finden Sie im Katalog der MEDICA 2018).
Nach einem positiven Votum der Ethikkommission haben wir uns deshalb für die Präzisionsbestrahlung als individuellen Heilversuch entschieden. Mein Team und ich haben die Behandlung dann zusammen mit dem Team von Prof. Jürgen Dunst durchgeführt.