Im Interview mit MEDICA.de spricht Prof. Maciej Pech über die Erprobung der Histotripsie durch Kavitation und darüber, wie sie erprobt wird und wo ihre Vorteile liegen.
Herr Prof. Pech, was ist Gegenstand der #HOPE4LIVER-Studie?
Prof. Maciej Pech: In dieser Phase-I-Studie wird die Sicherheit der Histotripsie bei der Behandlung von Leberläsionen untersucht. Das können sowohl Metastasen als auch primäre Läsionen sein.
Was genau ist Histotripsie?
Pech: Die Histotripsie basiert auf durch Schallwellen induzierter Kavitation. Während eines Niederdruckzyklus bilden die hochenergetischen Ultraschallwellen kleine Vakuumblasen oder Hohlräume in der Flüssigkeit. Erreichen diese Blasen ein Volumen, bei dem sie keine weitere Energie absorbieren können, platzen sie während eines Hochdruckzyklus. Die Blasen entstehen in einem eng begrenzen Gebiet durch die Überlagerung von Ultraschallwellen und zerstören Tumorzellen auf dem Sub-Organellen-Level.
Nach der Planung der Therapie führt ein robotischer Arm die Ablation Punkt für Punkt in einem markierten Tumorbereich und einer entsprechenden Sicherheitszone durch. Das ist sehr präzise, der Ultraschall kann damit auf den Millimeter genau fokussiert werden.
Seit wann gibt es dieses Verfahren?
Pech: Experimentell und in der Laborforschung gibt es das bestimmt seit 15 Jahren, in die klinische Erprobung kommt es erst jetzt. Vorläufer dieser Technik sind etwa die Lithotripsie, die Zertrümmerung von Harn- oder Nierensteinen, oder die Wärmeablation durch Ultraschall. Bei der Histotripsie entsteht keine Wärme im Gewebe. Durch die Kavitation kommt es zu einer kompletten Destruktion des anvisierten Punktes.
Wo kann es angewendet werden?
Pech: Rein theoretisch ist die Anwendung überall im Körper denkbar, für alle Gewebearten, in die man dieses Schallbündel einstrahlen kann. Es gibt allerdings einige physikalische Limitationen. Die Anwendung hinter einem Knochen ist schwierig, weil der Schall hier reflektiert wird. Luftgefüllte Organe sind auch Barrieren für die Schallwellen.
Wenn einmal die Genauigkeit und die Sicherheit dieser Technik nachgewiesen wurde, könnte ich mir auch vorstellen, dass sie für die Behandlung der befallenen Lymphknoten, Harnblasen- und Nierentumore eingesetzt werden kann.