Hygiene: Intelligenter Schutz vor Keimen wie dem Coronavirus

Keime wie Bakterien, Viren oder Pilze können von Mensch zu Mensch, über Hände oder Gegenstände verbreitet werden. In öffentlichen Bereichen und Räumen berühren Menschen Türklingen und Taster in Aufzügen und gehen unaufhaltsam hinein- und heraus. Eine regelmäßige Desinfektion mit Menschenhand ist kaum zu bewältigen. UVentions GmbH hat hierfür eine intelligente Lösung gefunden.

Im Interview mit MEDICA.de erklärt Daniel Ehlers vom Start-up UVentions, inwiefern das neue Desinfektions-System eine Ergänzung zur herkömmlichen Hygiene darstellt, nennt Gründe, warum es auch als Schutzmaßnahme gegen das Coronavirus eingesetzt werden kann und zeigt auf, welche technischen Zukunftsplanungen bevorstehen.

Welche Grundidee gab Ihnen den Anreiz, das Start-up UVentions zu gründen?

Daniel Ehlers: Wir von UVentions haben eine Vision. Wir wollen die Hygiene in öffentlichen Bereichen und Räumen verbessern. Wer kennt das nicht? Vor der Betätigung des Tasters im Aufzug schnell den Ärmel über die Hand ziehen und bloß keine öffentlichen Türdrücker mit der bloßen Hand berühren. Sollten Türen besser mit den Ellenbogen geöffnet werden?

Wir von UVentions stellen uns dieser Herausforderung und haben uns ein Konzept überlegt, um die Hygiene in öffentlichen Räumen, Toiletten und Wartebereichen, genau dort, wo viele Menschen auf engem Raum zusammentreffen, erheblich zu verbessern.

Wir, das sind Daniel Ehlers und Axel Großklaus, Gründer, Ideengeber und Geschäftsführer der UVentions GmbH. Nachdem wir bereits erfolgreich bei einem Projekt zur Digitalisierung von Aufzügen zusammengearbeitet hatten, beschlossen wir, uns gemeinsam dieser Herausforderung zu stellen.

Der Slogan von UVentions lautet "Desinfektion neu gedacht" – beschreiben Sie es kurz.

Ehlers: Die bisherigen Prozesse der Desinfektion sind relativ statisch und orientieren sich nicht an der tatsächlichen Nutzung. Unser Ansatz ist ein gänzlich anderer als die bisherige periodische Wischdesinfektion. Unsere Systeme arbeiten autonom über Sensoren. Der Desinfektionsvorgang wird dementsprechend im nächstmöglichen Zeitraum automatisch initiiert. Die unterschiedlichen Lösungen und Konzepte machen einen Einsatz in verschiedenen Räumen und Einrichtungen möglich und setzen sich so zu einem ganzheitlichen Hygienesystem zusammen.

Wie genau funktioniert das Desinfektions-System von UVentions?

Ehlers: Das System von UVentions desinfiziert Oberflächen und Luft unmittelbar nach der Nutzung des Raumes oder nach dem Kontakt von Personen mit einer Oberfläche, also nahezu in Echtzeit und im laufenden Betrieb. Es funktioniert über Sensoren. Diese erkennen, ob sich Personen im Raum befinden und der Raum genutzt wurde. Sobald Menschen den Raum verlassen, erfassen unter anderem 3D-Sensoren, dass sich keine Menschen mehr im Wirkungsbereich aufhalten und der Desinfektionsvorgang wird automatisch initiiert. Die Desinfektion erfolgt per UVC-Strahlung, einem Licht mit niedrigschwelliger Wellenlänge, die die DNA von Bakterien, Pilzen und Viren zerstört. Viren können so deaktiviert, Bakterien und Pilze abgetötet werden. Durch die zeitnahe Abtötung möglicher Infektionserreger bauen sich hohe Keimbelastungen gar nicht erst auf.

Warum ist ihr Desinfektions-System auch in Zeiten einer Pandemie, wie derzeit dem Coronavirus, ein geeignetes Desinfektions-System?

Ehlers: In Zeiten einer Pandemie kommt der Hygiene eine ganz besonders bedeutsame Rolle zu. Durch die Desinfektion in Echtzeit verbessert unser System die Hygiene auf Oberflächen und in der Luft zusätzlich zu den periodisch durchgeführten Wischdesinfektionen und unterbricht so die Infektionskette dort, wo sonst eine Übertragung stattfinden kann.

Wo genau kann das Desinfektions-System eingesetzt werden?

Ehlers: Wie schon eingangs erwähnt, finden unsere Lösungen auch außerhalb von Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen und Tageskliniken zahlreiche Anwendungsfelder. Auch die Gespräche auf der MEDICA haben uns diesbezüglich bestärkt und weitere Anregungen geliefert. Aktuell beschäftigen wir uns mit Konzepten in Aufzügen, Sanitärbereichen, Umkleidebereichen, Seniorenzentren ebenso wie in Flughäfen, Kreuzfahrtschiffen, Ambulanzfahrzeugen und beim Car-Sharing. Alle weiteren öffentlichen Bereiche sind ebenso wie öffentliche Verkehrsmittel ebenfalls im Gespräch.

Wie hoch ist das Risiko, dass Menschen im Raum durch das System an Augen und Händen geschädigt werden?

Ehlers: Dieses Risiko besteht nicht. Unsere Systeme durch verschiedene Sensoren und eine extrem leistungsstarke Hardware zu 100 Prozent sicher. Unter anderem bilden optische Sensoren den Raum dreidimensional ab. Dabei entstehen Punktwolken, an denen das System zuverlässig erkennen kann, ob sich Personen oder Tiere im Raum aufhalten. Selbst wenn sie bewegungslos verharren oder liegen. Ein entsprechender Nachweis zur Verlässlichkeit wird zeitnah von unabhängiger Stelle erbracht werden.

Letztes Jahr waren Sie zum ersten Mal auf der MEDICA vertreten. Wie waren Ihre Erfahrungen?

Ehlers: Das Feedback auf der MEDICA hat uns überwältigt. Wir waren teilweise zu viert vor Ort und alle zeitgleich in Gesprächen mit Interessenten. Die MEDICA hat uns Ideen geliefert und Türen zu interessanten Kontakten aufgestoßen. Wir nehmen gern wieder daran teil.

Was hat sich seitdem in Ihrer Konzeptentwicklung getan?

Ehlers: In dieser kurzen Zeit ist viel passiert. Wir sind ein großes Stück vorangekommen und verfügen jetzt über eine Hardware und Software, mit der wir Wirksamkeitstest durchführen können. Im nächsten Schritt werden wir die Ergebnisse aus den Tests in die Produktentwicklung übernehmen. Insgesamt arbeiten wir mit Hochdruck an der Finalisierung des Produkts.

Welche Innovationen plant UVentions in naher Zukunft?

Ehlers: Auch in naher Zukunft wird UVentions an smarten Lösungen zur allgemeinen Hygiene arbeiten. Neben dem Panel für Aufzüge und Räume haben wir bereits auf der MEDICA erste Entwürfe zu weiteren Lösungen aufgezeigt. Im nächsten Schritt arbeiten wir an der Entwicklung von selbstdesinfizierenden Türgriffen und Handläufen, aber das sind nur zwei der Lösungen in der Pipeline.