Im Interview mit MEDICA.de spricht Dr. Peter Quick über Nachwuchssorgen und Karriereperspektiven in der Laborbranche sowie über kulturelle Unterschiede und was sie für Absolventen bedeuten.
Herr Dr. Quick, wir sprechen über das MEDICA LABMED FORUM, genauer gesagt die Session "Junge Wissenschaftler treffen auf innovative Industrien". Meine erste Frage an Sie lautet: Hat die Laborbranche Nachwuchssorgen?
Dr. Peter Quick: Generell ja, aber wir müssen auch ein Stück weit differenzieren. Interessant im Kontext des MEDICA LABMED FORUMs sind zum Beispiel die Labormediziner selbst, also diejenigen, die einfach essenziell für den gesamten Leistungsumfang sind, den die Bevölkerung aus der Labormedizin braucht. Die haben in Deutschland ein ganz ausgeprägtes Nachwuchsproblem.
Was die Industrie angeht, so hat der VDGH in einer Umfrage bei seinen Mitgliedern festgestellt, dass es einen spürbaren Fachkräftemangel gibt, der jährlich zunimmt. In 2019 haben das fast 80 Prozent der Mitgliedsunternehmen angegeben.
Das liegt auch daran, dass die mittelständischen Mitgliedsunternehmen in starker Konkurrenz zu den großen Pharmaunternehmen und den führenden öffentlich finanzierten Forschungseinrichtungen wie der Helmholtz-Gemeinschaft, der Fraunhofer-Gesellschaft und der Max-Planck-Gesellschaft stehen. Die sind als Arbeitgeber sehr bekannt und beliebt. Hier müssen wir als Laborbranche - und das ist auch eines der Ziele des LABMED FORUMs - den Studenten möglichst früh zeigen, wie breit ihre beruflichen Perspektiven eigentlich sind.
Welche Rolle spielt die Einwanderung von Fachkräften?
Quick: Wir sehen das besonders deutlich in der aktuellen Diskussion zum Brexit. Großbritannien war bisher international besonders gut aufgestellt, weil auch viele europäische Gelder in die Förderung dieser Internationalität geflossen sind. Diese Position leidet jetzt unter dem Brexit und Länder auf dem Kontinent werden davon stark profitieren, wenn sich sowohl der Weg der internationalen Studenten als auch der Fluss der Fördermittel dorthin verstärken wird.
Welche aktuellen Trends bestimmen denn die Laborbranche und damit die Berufsperspektiven?
Quick: Die klinische Chemie und die Labormedizin konzentrieren sich zunehmend auf Themen wie Biobanken, Bioinformatik und die Felder der molekularen Biologie wie molekulare Diagnostik und klinische Massenspektrometrie. Die medizinische Informatik wird in Hinblick auf Big Data immer wichtiger. Daneben gibt es noch wichtige Forschungsfelder wie Proteoomics und Metabolomics, Next Generation Sequencing, Immuntherapie, Gentherapie und Zelltherapie.