Auf der virtual.MEDICA 2020 stand im Vortrag von Dr. Sebastian Buhl im MEDICA TECH FORUM das hygienische Design von Medizinprodukten im Mittelpunkt. Im Interview mit MEDICA.de erklärt er, was dieses Design ausmacht und wie es umgesetzt werden kann.
Was genau ist "hygienisches Design" bei Medizinprodukten?
Dr. Sebastian Buhl: Im Prinzip versteht man unter hygienischem Design bei einem Medizinprodukt, dass dieses besser gereinigt werden kann oder dass sein Kontaminationsrisiko geringer ist. Es geht dabei sowohl um die Auswahl der verwendeten Materialien als auch um konstruktive Detaillösungen. Das verwendete Material sollte gut aufzubereiten sein und in diesem Zusammenhang auch eine Beständigkeit gegenüber den gängigen Desinfektionsmitteln besitzen.
Da es bei den Medizinprodukten keine speziellen Vorgaben gibt, sind die Detaillösungen meist von anderen Normen, wie der Lebensmittelnorm, übernommen. Hier ist darauf zu achten, problematische Lösungen, wie scharfe Kanten, Spalten oder Hohlräume, zu vermeiden. Um hierbei eine Hilfestellung zu geben, arbeiten wir in einer Arbeitsgruppe des VDI momentan an einer Richtlinie zum hygienischen Design solcher Oberflächen.
Bei welchen Medizinprodukten ist ein solches Design besonders wichtig?
Buhl: Das ist bei allen hygienisch relevanten Oberflächen wichtig, also Oberflächen, von denen ein Kontaminationsrisiko für den Patienten oder die Mitarbeiter ausgeht. Allerdings ist die Beurteilung einer solchen "hygienischen Relevanz" nicht immer einfach zu führen. Hierbei kommt es neben der Oberfläche an sich auch auf die Umgebung an, in der diese zu finden ist. Eine Oberfläche in einem Patientenzimmer auf der Normalstation ist anders zu bewerten als eine Oberfläche in einer Intensiv- oder Brandverletztenstation.
Auch hier arbeiten wir im VDI in unserer Richtlinie an einer Hilfestellung, eine solche Beurteilung beziehungsweise Klassifizierung der hygienischen Relevanz standardisiert durchführen zu können. Prinzipiell kann man vielleicht sagen: ein hygienisch optimiertes Design ist für alle Medizinprodukte wichtig, von denen ein Risiko der Keimverschleppung und damit ein Infektionsrisiko für Patient oder Mitarbeiter ausgeht.