MEDICA.de hat mit dem Biochemiker und Leiter der Studie, Dr. Oliver Bruns, gesprochen und ihn zu den Einsatzmöglichkeiten von SWIR-Imaging (short wavelength infrared, zu deutsch: kurzwelliges Infrarot) befragt.
Herr Bruns, warum sehen Sie Bedarf an nicht-invasiver medizinischer Bildgebung?
Oliver Bruns: Nicht-invasive medizinische Bildgebung hat das Ziel, physiologische und pathologische Prozesse im Körperinneren abzubilden. Idealerweise wird dies mit zellulärer Auflösung und molekularer Spezifität erreicht. Diese Auflösung und Spezifität sind bisher zumeist nur mit invasiven Verfahren wie Färbungen und Sequenzierungen von Biopsie-Material möglich. Mithilfe nicht-invasiver Bildgebung hingegen können wir größere Volumen schneller analysieren. Von einer Erkrankung betroffenes oder gefährdetes Gewebe kann so wiederholt schonend untersucht und über die Zeit hinweg beobachtet werden.
Wie läuft der Bildgebungsprozess in dem von Ihnen entwickelten Verfahren ab?
Bruns: Der Prozess ist sehr einfach im Vergleich zu anderen medizinischen Bildgebungstechniken. Wir beleuchten das Gewebe mit infrarotem Licht und bilden die resultierende Fluoreszenz ab. In vielen Fällen geben wir noch ein Kontrastmittel intravenös hinzu, um bestimmte Strukturen gezielt anzufärben.
SWIR-Imaging kommt in der Industrie bereits zum Einsatz. Wie lässt sich das Verfahren auf eine medizinische Ebene übertragen?
Bruns: Wir adaptieren die industriell verwendeten Kameras und integrieren diese in unsere biomedizinischen Imaging-Systeme. Zusammen mit den Anregungsquellen und neuartigen Kontrastmitteln lassen sich Bilder mit beeindruckender Auflösung und Dynamik erzeugen. Diese Informationen wollen wir Experten in der Chirurgie und Radiologie für eine verbesserte bildgeführte Therapie an die Hand geben.