Woran liegt es, dass solche Ideen heute kaum umgesetzt werden?
Aulenkamp: Was ich für ein großes Problem in den Kliniken halte, sind die sehr starren Strukturen. Die Möglichkeiten zur Partizipation der Mitarbeitenden an Prozessen oder Entscheidungen sind gering und der eigene Entscheidungsspielraum ist sehr begrenzt. Das liegt mit Sicherheit auch daran, dass es in einem Klinikkonzern nicht funktioniert, wenn zum Beispiel in einem Notfall nicht alle Zahnräder nahtlos ineinandergreifen und klare Strukturen befolgt werden. Außerdem sind die heutigen Mitarbeitenden in dem System sozialisiert worden und nehmen es jetzt für gegeben. Und jede Person, die irgendwann mal versucht hat, etwas zu verändern, ist gescheitert – so wird es zumindest wahrgenommen. Das führt natürlich zu Resignation.
Ich habe das selbst in einer Projektarbeit mit der Pflege zusammen erlebt. Das war ein tolles interdisziplinäres Projekt, was den New Work-Gedanken aufgegriffen und flexible, offen gedachte Teamarbeit fokussiert hat. Eine Pflegekraft hat von Anfang an gesagt, dass all die Ideen, die wir entwickeln, am Ende eh nicht umgesetzt werden. Diese Haltung fand ich ganz erschreckend, jedoch sollte sie Recht behalten. Das Vertrauen der Mitarbeitenden darin, dass Veränderung funktionieren kann, muss daher zukünftig neu gewonnen werden. Dazu braucht es Vorbilder und Beispiel-Projekte. Es braucht Vorgesetzte, die den Willen dazu haben, Veränderungen mitzutragen. In manchen Fällen braucht es sicherlich auch Geld, aber vor allem ist eine Sache des Willens und der Kooperation.