Welche Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit schlagen Sie vor?
Korb: Neben den genannten Trainingskonzepten, habe ich bereits in früheren Veröffentlichungen Regelsysteme für die kinematischen Bewegungen von Robotern, die zum Beispiel in der Wirbelsäulenchirurgie eingesetzt werden könnten, vorgeschlagen. Die derzeitigen Kinematiken, die am Tisch oder auch am Patienten in irgendeiner Form montiert werden, machen großen Sinn. Diese verbessern, meiner Meinung nach, aus technischer Sicht die Sicherheit. Dadurch wären die Patienten und die Roboterbewegungen voneinander nicht mehr entkoppelt. Viele Fehler hatten in der Vergangenheit auch mit Planung zu tun. Daher denke ich, dass gute Planungssoftware ebenfalls die Sicherheit in der Robotik verbessern würde.
In welchem Umfang sollten angehende Ärzte den Umgang mit Robotik üben?
Korb: Der Umgang mit Robotik muss in die Fort- und Weiterbildung als ein fester Bestandteil integriert sein. Ein Problem ist, dass heute jeder Chirurg, mit Facharztzulassung Medizinprodukte ohne Einschränkungen nutzen darf. Gut wären spezialisierte Trainings beispielsweise für Roboter, die den Umgang mit den trainierten "Mustern" und nicht automatisch mit allen Varianten der Gattung Roboter erlauben.
Ein weiteres Thema ist, dass viele Geräte vom Chirurgen nicht allein genutzt oder angewendet werden, es sind dann zum Beispiel noch Operationstechnische Assistenten (OTAs) oder Techniker beschäftigt. Folglich muss auch interpersonelles Training stattfinden können. Hier hängt viel davon ab, wie sich ein solches in der Zukunft entwickeln wird – auch hier haben wir in mySebastian einige Vorschläge gemacht.
Bei guter Usability geraten die möglichen Worst-Case-Szenarien in Vergessenheit. Was kann dagegen unternommen werden? Wie kann das Bewusstsein geschärft werden?
Korb: Alle Video- und Lernmanagementsysteme sind darauf angewiesen, dass sie guten Content bekommen. Es muss möglich sein, dass Fehlerfälle und Simulationsfälle aufbereitet und als Szenarien zur Verfügung gestellt werden, sonst lernt die chirurgische Community auch nichts aus den Fehlern. Das ist in der Chirurgie leider oftmals ein Problem. Solche "guten" Komplikationsfälle müssen wir gemeinsam mit den Chirurgen sammeln und systematisch anonymisiert als Trainings-Cases aufbereiten.