Rundum versorgt bei COPD: Diagnose, Therapie, Selbstmanagement
Rundum versorgt bei COPD: Diagnose, Therapie, Selbstmanagement
01.03.2019
Von COPD sind etwa 200 Millionen Menschen weltweit betroffen. Oft wird die chronische Lungenerkrankung jedoch erst spät von Betroffenen bemerkt und durch einen Arzt diagnostiziert. Die Konsequenz: Folgeerkrankungen und hohe Versorgungskosten. Umso wichtiger sind daher eine frühzeitige Diagnose, umfassende Therapie und regelmäßige Kontrolle. Verschiedenste Geräte und Helfer unterstützen diese Rundumversorgung.
Ursache Nummer eins für COPD: Rauchen. Das erste Symptom, den sogenannten Raucherhusten, nehmen viele Betroffene oft über Jahre hinweg nicht ernst.
Die Abkürzung "COPD" steht für den englischen Begriff "chronic obstructive pulmonary disease". Es handelt sich also um eine chronische Erkrankung, die mit einer Obstruktion, also der Verengung der Atemwege, einhergeht. Damit diese im Laufe der Krankheit nicht immer weiter zunimmt und um Folgeerkrankungen wie Blutarmut, Muskelabbau und Gewichtsverlust zu vermeiden, sind eine entsprechende Früherkennung, die Gabe von Medikamenten und weitere Therapiemaßnahmen notwendig. Das Ziel ist eine Rundumversorgung des Patienten – von der Diagnose bis zum Selbstmanagement.
COPD entsteht schleichend
Etwa 80 bis 90 Prozent aller Betroffenen sind aktuelle oder ehemalige Raucher. Daneben können aber auch Umwelteinflüsse oder genetische Faktoren eine Erkrankung begünstigen. Allen voran ist es jedoch der Zigarettenrauch, der den natürlichen Abtransport von Schadstoffen aus der Lunge derart stört, dass ein idealer Nährboden für Krankheitserreger entsteht. Infolgedessen kommt es immer wieder zu Entzündungen, die das Lungengewebe stark angreifen und langfristig und irreversibel Strukturen zerstören, die nicht reversibel sind. Das führt schließlich zu einer chronischen Krankheit – der COPD. Damit kann das Rauchen eindeutig als Hauptursache für COPD identifiziert werden.
Menschen mit COPD leiden unter starker Atemnot, Husten und Auswurf, weshalb auch von der sogenannten AHA-Symptomatik die Rede ist. Betroffene nehmen diese Symptome jedoch wegen des schleichenden Verlaufs der Krankheit oft nicht als besorgniserregend wahr. COPD beginnt mit einem gelegentlichen Husten und einer sich langsam steigernden Atemnot, weshalb eine Diagnose bei sehr vielen Menschen erst in einem fortgeschrittenen Stadium erfolgt.
Erkennen, diagnostizieren, überwachen
Die Lungenfunktion von COPD-Patienten wird stetig schwächer. Eine regelmäßige Kontrolle, zum Beispiel via Peak Flow Meter, ist daher Pflicht.
Nach der Erkennung der Symptome und dem Verdacht auf COPD wird herkömmlicherweise eine Lungenfunktionsprüfung beziehungsweise Spirometrie durchgeführt, mit der die Krankheit schließlich diagnostiziert wird. Da die Lungenfunktion bei COPD zunehmend schwächer wird, sollte der Test regelmäßig wiederholt werden. Die gemessenen Werte geben dem Arzt Aufschluss über den Verlauf der Krankheit, die Wirkung der eingenommenen Medikamente sowie den Erfolg der Therapie insgesamt. Für die Überwachung der Lungenfunktion über einen längeren Zeitraum hinweg eignet sich die Elektrische Impedanz-Tomographie (EIT), bei der ein Gurt mit Elektroden direkt auf der Haut angebracht wird. "Die Messung erfolgt mit bis zu 50 Bildern pro Sekunde in Echtzeit und bietet somit ein kontinuierliches Bild, wie sich das Atemvolumen in der Lunge des Patienten verteilt," erklärt Christian Bozsak von Dräger den großen Vorteil der EIT. Daneben gibt es EIT-Geräte von Swisstom und Timpel.
Die COPD wird nach den Standards der Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease (GOLD) in vier Schweregrade eingeteilt. Abhängig vom Schweregrad, aber hauptsächlich von den Symptomen des einzelnen Patienten werden die Therapieentscheidungen getroffen. Ziel der Therapie ist in erster Linie, das Voranschreiten der Krankheit zu verlangsamen, die episodisch auftretenden Verschlechterungen (Exazerbationen) zu verhindern und damit die Lebensqualität des Patienten zu steigern. Heilbar ist die Krankheit nach dem heutigen medizinischen Stand nicht. Der erste Schritt für eine erfolgreiche Therapie ist immer, die Ursache der Erkrankung abzustellen. So ist bei COPD ein Rauchstopp unumgänglich.
Die Bausteine der COPD-Therapie
Für eine Rundumversorgung sollte die medikamentöse COPD-Therapie durch körperliches Training ergänzt werden. Dafür bieten sich Lungensportgruppen an, die auf das Training mit Lungenpatienten spezialisiert sind.
Der erste Baustein der COPD-Therapie besteht aus der Einnahme von Medikamenten, allen voran jenen zum Inhalieren. Diese sollen Entzündungsprozesse stoppen, Schleimhautschwellungen reduzieren und die Atemwege erweitern. Um Nebenwirkungen von Dosieraerosolen zu vermeiden, bieten sich Inhalierhilfen wie Vorschaltkammern an. Mit diesen können die Medikamente tiefer in die Lunge eingeatmet werden, was außerdem die Wirkung optimiert. Zusätzlich können Patienten Atemtherapiegeräte wie Positive Expiratory Pressure-Geräte zur Hilfe nehmen, die die Bronchien erweitern und das Abhusten des festsitzenden Schleims erleichtern. PEP-Geräte wie das RC-Cornet von CEGLA verbessern nicht nur das Wohlbefinden, sondern reduzieren nachweislich auch den Medikamentenbedarf.
Häufig wird bei chronischer Ateminsuffizienz zusätzlich eine Sauerstofftherapie verschrieben. Diese lindert Kurzatmigkeit, sodass der Patient länger Sport treiben und besser schlafen kann. Insgesamt steigert sie das Wohlbefinden und verlängert laut Studien das Leben. Die Anwendung ist sowohl stationär als auch dank tragbarem Gerät zu Hause oder unterwegs möglich.
Studien belegen auch, dass körperliches Training das Fortschreiten der COPD verlangsamt, indem es die Belastbarkeit verbessert und die Symptome lindert. Insbesondere im fortgeschrittenen Stadium bietet sich die Teilnahme an Lungensportgruppen an. Neben Sport gehört auch eine Atemphysiotherapie zu den verschiedenen Maßnahmen bei COPD. In dieser erlernen Patienten bestimmte Atemübungen, die richtige Hustentechnik und hilfreiche Körperhaltungen zur Erleichterung der Atmung. Als Basisübung gilt die sogenannte Lippenbremse, die die Ausatmung verlängert, die Atemfrequenz reduziert, die Atemwege länger offenhält und den Luftstrom optimiert.
Rundumversorgung mit Eigeninitiative
Für das Selbstmanagement im Alltag mit chronischen Erkrankungen wie COPD bieten sich Smartphone-Apps an.
Trotz umfassender Therapiemaßnahmen gibt es Fälle, bei denen sich eine kontinuierliche Atemunterstützung via Beatmungsgerät nicht verhindern lässt. Um diesen Patienten eine chronische Heimbeatmung zu ersparen, wird derzeit von der Aachener Enmodes GmbH in Zusammenarbeit mit dem Krankenhaus Köln-Merheim ein mobiles Lungenunterstützungssystem entwickelt.
Da es sich bei der COPD um eine chronische Erkrankung handelt, spielt vor allem das Selbstmanagement im Alltag eine große Rolle. So können Patienten eigenständig ihre Atemmuskelkraft mit einem tragbaren, leichten Gerät wie dem PersonalBest Peak Flow Meter von Philips überwachen. An den gemessenen Werten erkennt der behandelnde Arzt dann, ob und wie die Therapie anschlägt. Ein Instrument zum Managen der Erkrankung ist beispielsweise die COPD-App der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie, die an die Medikamenteneinnahme erinnert, das Training trackt, als Tagebuch dient, Notfallkontakte beinhaltet sowie Informationen und Videoanleitungen zum richtigen Atmen oder Inhalieren bietet. Die App unterstützt bei sämtlichen Elementen der COPD-Therapie und wird damit zum täglichen Begleiter des Patienten.
Viele Komponenten führen zum Ziel
Zu einer umfassenden und wirkungsvollen Therapie gehören nicht nur Medikamente, sondern mehrere Komponenten. So sollte auch jede medikamentöse COPD-Therapie durch weitere Bausteine wie Atemphysiotherapie, körperliche Betätigung, Sauerstofftherapie, Selbstmanagement und eine regelmäßige Kontrolle beim Arzt ergänzt werden. Erst durch die Kombination der verschiedenen Maßnahmen und unterstützenden Geräte können die Atmung verbessert, Symptome gelindert, Folgeschäden an Muskulatur, Skelett und Stoffwechselorganen verhindert und damit das allgemeine Wohlbefinden des Patienten verbessert werden. Ziel der Rundumversorgung ist keine Unterdrückung oder eine – ohnehin nicht mögliche – Heilung der Erkrankung, sondern die Steigerung der Lebensqualität, sodass die COPD nicht länger den Alltag bestimmt.
Der Artikel wurde geschrieben von Elena Blume. MEDICA.de