Im Interview mit MEDICA.de spricht Dr. Gerhard Pohlmann über das Risiko von Lungenerkrankungen bei Frühgeborenen, warum die Behandlung so schwierig ist und wie ein neues System zur Medikamentenabgabe die Therapie optimieren kann.
Herr Dr. Pohlmann, Frühchen sind besonders anfällig für Lungenerkrankungen. Wie kommt das?
Dr. Gerhard Pohlmann: Sie weisen oft ein Defizit an Surfactant auf, das zur Entfaltung der Lunge benötigt wird. Um dieses Defizit auszugleichen, wird in der Regel zunächst versucht, die Babys so lange mit vorsichtiger Atemunterstützung zu behandeln, bis sie selbst Surfactant bilden. Diese Behandlung kann aber durchaus zu Lungenerkrankungen, der sogenannten Lungendysplasie, führen. Um diesen Zustand möglichst zu verhindern, werden die Frühchen mit Surfactant behandelt. Einhergehend mit der Atemunterstützung oder eben einfach dadurch, dass das Immunsystem der Frühchen noch nicht ausgereift ist, sind sie sehr anfällig für Infektionen.
Warum ist die Behandlung von Lungenerkrankungen bei Frühchen so schwierig?
Pohlmann: Das Problem ist, dass die üblichen Inhalationssysteme für die direkte pulmonale Behandlung mit Medikamenten wie zum Beispiel Antibiotika für Erwachsene entwickelt wurden. Aber Frühgeborene atmen anders als Erwachsene. Zum einen atmen sie sehr schnell, und zum anderen haben sie ein sehr geringes Atemvolumen. Es wird relativ wenig beziehungsweise kurz eingeatmet. Das Verhältnis beträgt hier ungefähr ein Drittel Einatmen zu zwei Drittel Ausatmen. Das heißt, die Atemtiefe und Aufenthaltszeit des Aerosols in der Lunge sind zu gering.