Welche Vorteile sind das?
von zur Mühlen: Der Untersucher steht normalerweise mit einem Röntgenschutz neben der Strahlenquelle. In meinem Fall wiegt der Schutz acht Kilo – ich stehe also den ganzen Tag mit acht Kilo Gewicht im Herzkatheter, und das über Jahrzehnte hinweg; es ist also nur eine Frage der Zeit, bis man orthopädische Probleme bekommt. Das Tragen eines Schutzes entfällt mit dem Roboter logischerweise, da der Untersucher sich in diesem Fall in einem anderen Raum befindet.
Außerdem steht der Untersucher nicht mehr direkt neben der Strahlungsquelle, wenn er den Roboter benutzt. Es ist bekannt, dass beispielsweise Hirntumore durch jahrelange Röntgenstrahlungen, die auf den Untersucher einwirken, ausgelöst werden können. Dieses Risiko wird durch den Roboter erheblich gesenkt.
Für die Patienten ergibt sich der Vorteil, dass man mit dem Roboter sehr präzise arbeiten kann. Mit einem Joystick können Stents und Drähte millimeterweise vor- oder zurückbewegt, ganz genau platziert und mit Röntgenstrahlung kontrolliert werden – es ergibt sich also eine unglaublich hohe Präzision, die mit üblichen, handgesteuerten Herzkatheter-Untersuchungen kaum erreicht werden kann.
Welche Rolle spielt künstliche Intelligenz bei diesen Eingriffen?
von zur Mühlen: Die Vorteile künstlicher Intelligenz kann man bei diesen Eingriffen perspektivisch mit einfließen lassen. Der Roboter kann sich beispielsweise merken, welche Joystick-Bewegungen ein Arzt auslöst, um einen Draht oder Stent bei bestimmten Anatomien erfolgreich zum Ziel zu bringen. Diese Algorithmen können in einer Cloud gespeichert und dann bei einer vergleichbaren Anatomie am anderen Ende der Welt angewendet werden. Und vielleicht macht der Untersucher dort es auch noch ein bisschen besser, sodass ein Algorithmus entsteht, der für eine spezielle Anatomie lernt, wie man am schnellsten, am besten und am sichersten eine Stentimplantation erreicht.
Was glauben Sie, wie sich die Robotik und ihr Einsatz im klinischen Alltag weiter entwickeln wird?
von zur Mühlen: Das sehen wir in den nächsten Jahren. Die Technik an sich funktioniert sehr gut und störungsfrei, was eine wichtige Voraussetzung ist. Natürlich ist sie noch personal- und ressourcenaufwendig, das ist eine neue Technologie am Anfang immer. Man muss sehen, wie man diese beiden Faktoren in der nächsten Zeit optimiert, sodass diese Robotik-Untersuchung zeitsparend und ressourcenschonend in der Routine am Patienten eingesetzt werden kann – dann kommen die Vorteile für Patienten und Untersucher zum Tragen, und dann bietet diese Technik auch einen tatsächlichen Mehrwert für alle Beteiligten.