Im Interview mit MEDICA.de erklärt Dr. Sebastian Kibler, wie eine Mikropumpe und ein implantierbares System zur Dosierung von Medikamenten eingesetzt werden können.
Herr Dr. Kibler, wir sprechen über die vom Fraunhofer EMFT entwickelte implantierbare TUDOS-Mikropumpe. Um was für ein Gerät handelt es sich hier?
Dr. Sebastian Kibler: Es ist eine piezoelektrisch angetriebene Silizium-Mikromembranpumpe. Wir haben sie bereits vor etwa zehn Jahren im Projekt TUDOS für die Anwendung bei Lebertumoren entwickelt und optimiert. Im Rahmen des Gesamtprojekts sollte ein System entwickelt werden, das die Ansteuerung und die Dosisüberwachung der Pumpe ermöglicht.
Unser Augenmerk lag dabei vor allem auf der Frage, was eine solche Mikropumpe für Eigenschaften haben muss, um in implantierbaren Dosiersystemen eingesetzt zu werden, die dauerhaft im Körper verbleiben, dabei Medikamente abgeben und regelmäßig nachgefüllt werden müssen.
Wie kann eine Mikropumpe bei der Behandlung von Tumoren helfen?
Kibler: Klassisch ist bei der Krebstherapie die systemische Behandlung mit Zytostatika. Dabei leiden viele Patienten stark unter den Nebenwirkungen, da die Medikamente nicht nur Krebszellen angreifen, sondern den ganzen Körper belasten. Ein anderer Ansatz ist die lokale Anwendung der Zytostatika nah am oder direkt im Tumor. Hierdurch kann man die Therapie am notwendigen Ort durchführen und die Nebenwirkungen reduzieren.
Wie kann man sich dieses Gesamtsystem vorstellen?
Kibler: Unser System aus dem TUDOS-Projekt war ein etwa streichholzschachtelgroßer, integrierter Aufbau. Für das damalige Projekt haben wir es für die Erprobung in Tieren konzipiert.
Wir nutzen diese Vorerfahrung jetzt im Projekt "µP Brain Test" ein, in dem ein Kunde ein solches System für die Behandlung von Gehirntumoren in die Anwendung bringen möchte. Dazu werden neben unserer Pumpe auch Systemelektronik gehören, außerdem Sensorik, die die Dosierung überwacht, und ein Reservoir für das Medikament, das über einen Port nachgefüllt wird.
So ein System könnte dann im Brust- oder Bauchraum unter der Haut implantiert werden. Von dort kann ein Katheter zum Ort der Anwendung gelegt werden, meistens direkt in das Tumorgewebe oder die zuführenden Blutgefäße.