Im Interview mit MEDICA.de erklärt Prof. Franz Pfeiffer, wie Dunkelfeldröntgen funktioniert und welche Vorteile es für die Diagnostik von Lungenkrankheiten hat.
Herr Prof. Pfeiffer, wir sprechen über die Technologie des Dunkelfeldröntgens – was ist das?
Prof. Franz Pfeiffer: Dunkelfeldröntgen ist eine neue Kontrastmodalität, um Bildsignale in Röntgenbildern zu erzeugen. Man kann die Lichtmikroskopie als Beispiel herannehmen, dort gibt es auch verschiedene Möglichkeiten, Kontraste zu erzeugen: die Absorption von Lichtwellen, ihre Streuung oder Phasenverschiebung. Bei der Röntgenstrahlung – das ist ja auch Licht, aber mit einer kleineren Wellenlänge – passiert das gleiche. Klassische Röntgenbildgebung nutzt die konventionelle Absorption von Röntgenstrahlung durch das Gewebe, Dunkelfeldröntgen nutzt die Streuung der Strahlung. Dadurch erhalten wir komplementäre Kontraste. Die Bilder sind grundsätzlich erst einmal dunkel. Dort, wo das Röntgenlicht gestreut wird, erscheint der Bereich hell. Daher kommt auch die Bezeichnung.
Sie haben eine Studie durchgeführt mit COVID-19-Patientinnen und -Patienten. Welche Vorteile hatte Dunkelfeldröntgen bei ihnen?
Pfeiffer: Über die Streuung können wir sehr kleine Strukturen sichtbar machen. Das ist wie bei feinen Teilchen in der Luft, Rauch oder Nebel: Diese sehen wir nicht direkt, aber wir sehen, dass sie da sind, weil sie das Licht streuen. In der Lunge befinden sich viele kleine Bläschen, die Alveolen, die wir so sehen können. Erkrankungen der Lunge beginnen auf der mikroskopischen Längenskala. Das gilt für COVID-19, für Pneumonien, für die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD). Wenn sich durch eine Erkrankung die Alveolen verändern, sehen wir auch eine Veränderung der Streuung. Bei COVID-19 sind die Alveolen teilweise mit Flüssigkeit gefüllt und ändern ihre Struktur. So erhalten wir Informationen auf einer Skala, die wir mit konventionellen Röntgenaufnahmen in der Klinik nicht visualisieren könnten.