ENDOLEASE-Systeme: Präzise Medikamentenabgabe direkt am Zielort

23.10.2024

Das Universitätsklinikum Würzburg wurde mit dem Medical Valley Award 2024 für die Entwicklung der ENDOLEASE-Technologie ausgezeichnet. Die ENDOLEASE-Systeme, resorbierbare Gefäßimplantate zur gezielten Medikamentenabgabe, sollen die Effizienz von Therapien steigern und gleichzeitig systemische Nebenwirkungen reduzieren.

Das interdisziplinäre Team erhält 500.000 Euro Förderung sowie Unterstützung durch das Medical Valley-Netzwerk, um ein Start-up zu gründen.

Bild: Lächelnde Personengruppe auf und vor einem Podest mit Stufen; Copyright: Berthold Fleischer/UKW

Gewinnerteam ENDOLEASE, vorne v.l.n.r.: Dr. Eric Wittchow, Dr. Anna Fleischer, Prof. Ulrich Hofmann, hinten links: Michael Bartolf-Kopp und Franz Moser. Es fehlen Prof. Tomasz Jüngst, Johannes Braig und Dr. Heinz Schwer

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Die ENDOLEASE-Technologie ist relevant, da bei systemischer Medikamentenverabreichung häufig unerwünschte Effekte in anderen Organen auftreten. Durch die gezielte Abgabe direkt an der behandelten Stelle kann ENDOLEASE hier Abhilfe schaffen.

Der Name steht für "ENDOvascular reLEASE". Das Prinzip basiert auf einem resorbierbaren Implantat, das Medikamente direkt in den Blutfluss innerhalb eines arteriellen Gefäßes abgibt. Die Julius-Maximilians-Universität Würzburg hat die Technologie bereits zum PCT-Patent angemeldet.

Superselektive Wirkstoffabgabe für verschiedene Fachbereiche

Die präzise Abgabe von Medikamenten über ein Implantat bietet Potenzial für zahlreiche medizinische Fachbereiche. Ob in der Kardiologie, Onkologie oder Neurologie – ENDOLEASE könnte die Behandlung von Erkrankungen revolutionieren. Erste präklinische Laborversuche wurden bereits durchgeführt, und führende Experten unterstützen das Projekt.

Die Funktion der ENDOLEASE-Systeme basiert auf einer Membranstruktur, die Medikamente über einen festgelegten Zeitraum freisetzt. Im Gegensatz zu klassischen Drug-eluting Stents, die Medikamente nur an der Gefäßwand abgeben, gelangt der Wirkstoff bei ENDOLEASE direkt ins Kapillarsystem des Zielgewebes.

Flexible Anpassung der Medikamentenfreisetzung

Das ENDOLEASE-System zeichnet sich durch seine Flexibilität aus. Die Hydrogel-gefüllten Taschen der Implantate können mit verschiedenen Medikamenten bestückt werden, wobei die Freisetzungsrate über die Struktur der Membran und die Zusammensetzung des Hydrogels gesteuert werden kann. Dies ermöglicht eine individuelle Anpassung an die spezifischen Anforderungen der jeweiligen Therapie.

Besonders in der Onkologie könnte diese Technologie von großer Bedeutung sein, um in Zukunft Chemotherapien viel gezielter einsetzen zu können, um Tumore zu behandeln, ohne den gesamten Körper zu belasten. Dadurch könnten Nebenwirkungen wie Übelkeit, Haarausfall oder Organschäden reduziert werden.

Erste Tests in Großtierstudien

Das mit dem Medical Valley Award gewonnene Preisgeld wird genutzt, um eine Großtierstudie durchzuführen. Unter der Leitung von Prof. Ulrich Hofmann, Experte für interventionelle Kardiologie, soll ein erster Prototyp des ENDOLEASE-Systems getestet werden, der die Entwicklung von Herzinsuffizienz nach einem Herzinfarkt verhindern soll.

Unterstützung aus Wissenschaft und Industrie

Das ENDOLEASE-Projekt hat bereits erste Investoren angezogen, und Fachleute aus Wissenschaft und Wirtschaft, darunter Dr. Heinz Schwer und Dr. Markus Kowarschik, unterstützen das Team. Weitere Expertinnen und Experten aus Medizin und Forschung sind eingeladen, das Projekt durch fachliche Beratung, klinische Studien oder direkte Mitarbeit zu fördern.

MEDICA.de; Quelle: Universitätsklinikum Würzburg

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