Myokarditis: Erforschung neuer Diagnostikmöglichkeiten am Herzmuskel
Myokarditis: Erforschung neuer Diagnostikmöglichkeiten am Herzmuskel
23.03.2023
Ein interdisziplinäres Forschungsteam entwickelt an der Ernst-Abbe-Hochschule (EAH) Jena ein sondenbasiertes System, das bei einer Entzündung des Herzmuskels (Myokarditis) präzise Informationen über die Veränderungen des Gewebes liefert.
Dies wird dazu beitragen, invasive Endomyokardbiopsien, d. h. chirurgische Eingriffe zur Entnahme und Untersuchung von Herzgewebeproben, zu reduzieren. Die Carl-Zeiss-Stiftung fördert das Vorhaben "Erforschung und Translation eines multimodalen optischen Katheters für kardiovaskuläre Diagnostik (OptoCarDi)“ mit einer Million Euro für einen Zeitraum von drei Jahren.
Eckart Hesse (li.) und Prof. Dr. Schie (re.) von der EAH Jena an einem Endoskopiemessplatz.
Produkte und Aussteller zum Thema
Aussteller und Produkte zu diesem Thema finden Sie in der Datenbank der MEDICA 2022:
Im Projekt "OptoCarDi“ wird als alternativer Ansatz ein optischer Katheter zur marker- und zerstörungsfreien Diagnostik des Herzgewebes entwickelt. Der Einsatz von multimodalen optischen Technologien in der intrakardialen Bildgebung wird neue diagnostische Möglichkeiten für die Charakterisierung von Herzerkrankungen eröffnen. Die Myokarditis, zum Beispiel, führt in Deutschland zu ca. 3.500 Krankenhauseinweisungen pro Jahr und ist auf vielfältige Ursachen (viral, Autoimmunerkrankung, Impfung etc.) zurückzuführen. Die Verläufe können asymptomatisch sein, aber auch zu Herzinsuffizienz und sogar bis hin zum Tod führen. Bei jungen Erwachsenen sind 42 % der plötzlichen Herztode auf eine Myokarditis zurückzuführen. Die Goldstandardmethode für die Diagnose ist die Endomyokardbiopsie, welche im Vergleich zu allen anderen Methoden auch die Beurteilung des Grades der Entzündung ermöglicht und ggf. die Bestimmung der Ursache zulässt. Diese wird jedoch aus Sorge vor Komplikationen nur zurückhaltend eingesetzt, was zu einer nicht-personalisierten Behandlung der Patientinnen und Patienten sowie zur Erhöhung der Sterberate beiträgt.
Durch das Projekt "OptoCarDi“ kann eine Verbesserung der kardiologischen Diagnostik in Zukunft ohne Probenentnahme erreicht werden. "Ärztinnen und Ärzte können mit der Technologie zukünftig nicht nur Patientinnen und Patienten zielgerichteter behandeln, sondern auch einfacher die Empfehlung der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie hinsichtlich der Durchführung der Diagnostik von Ursache und Grad der Myokarditis umsetzen“, sagt Projektkoordinator Prof. Dr. Schie von der EAH Jena.
Das Vorhaben vereint wissenschaftliche Expertise aus den Bereichen der biomedizinischen Technik (Prof. Dr. Iwan Schie, EAH Jena), der miniaturisierten optischen Sensorik (Prof. Dr. Robert Brunner, EAH Jena) und der Kardiologie (Prof. Dr. Möbius-Winkler, Universitätsklinikum Jena). Weitere Partner aus der Wirtschaft und Wissenschaft sind eingebunden.