"Unsere Stimulatoren zeichnen sich auch dadurch aus, dass sie mit einer Batterie zehn – bis hundertmal länger als die bisher bekannten Neurostimulatoren laufen“, erklärt Timmermann. Sie erlaubten also erstmals Langzeitexperimente. Außerdem stellten sie Fehler, wie defekte Stimulationselektroden oder sonstige Fehlfunktionen, selbst fest und meldeten diese. "Damit werden Experimente nachvollziehbarer und sicherer“, sagt Timmermann.
Bei der Tiefen Hirnstimulation wird laut Köhling ein bestimmtes Gebiet der Basalganglien, der Globus Pallidus, mit einer feinen Elektrode genau definierten elektrischen Impulsen ausgesetzt. "Die Besserung der Dystonie-Symptome kann länger als die eigentliche Stimulation dauern - mal Stunden, mal Tage.“ Das sei bei Parkinson anders. Ohne Stimulation kämen dort die motorischen Symptome sofort zurück.
"Warum das bei der Dystonie anders funktioniert, wissen wir noch nicht“, sagt Köhling. Doch bei der Stimulation des Globus Pallidus konnte eine Kommunikation der dortigen Nervenzellen mit anderen Hirnregionen festgestellt werden. Das bedeutet: "Wenn der Globus Pallidus stimuliert wird, bekommt man beim Striatum - einer anderen Struktur der Basalganglien – eine Antwort“, erklärt der Physiologe. Es werde also eine funktionelle Veränderung der Kommunikation zwischen Großhirnrinde und Basalganglien beobachtet.
"Es ist offenbar ein Netzwerk-Phänomen. Das könnte eine Erklärung sein, warum es teils Wochen dauert, bis sich der gewünschte Effekt nach den Stimulationen einstellt.“ Die Netzwerkaktivität in den Ganglien sei deshalb einer der Forschungsschwerpunkte. "ELAINE bietet die einmalige Gelegenheit, eine Ahnung davon zu bekommen, was eigentlich im Netzwerk Hirn bei der Dystonie passiert.“ Die tiefe Hirnstimulation kann auch bei der Behandlung von Depressionen oder auch bei Demenz eingesetzt werden.
MEDICA.de; Quelle: Universität Rostock