Der Kehlkopf ist etwas einfacher zugänglich als das Innenohr, aber nicht weniger sensibel. Gerade die Nerven in seiner Umgebung können durch eine Vielzahl von Eingriffen – etwa an Schilddrüse, Halswirbelsäule oder Thorax – verletzt werden. In der Folge werden Impulse vom Gehirn nicht mehr an die Stimmlippen weitergeleitet. Deren Muskeln verlieren an Spannung, die Stimmlippen können nicht mehr richtig angespannt und bewegt werden. Es kommt zu einer Stimmlippenparese, die entweder eine oder beide Stimmlippen betrifft. Die Folgen für Patientinnen und Patienten erläutert Prof. Andreas Müller vom SRH Wald-Klinikum Gera im Interview mit MEDICA.de: "Bei der einseitigen Parese ist die dominierende Folge die Stimmstörung, das heißt, die Stimme wird kraftlos und heiser. Bei der beidseitigen Parese ist die Atmung erheblich behindert, da sich die Stimmlippen für die Atmung öffnen müssen, dies aber nicht mehr können."
Für die chirurgische Behandlung dieses Zustandes gibt es zwei Ansätze: einerseits die Reinnervation. Dabei werden Nerven im Hals hin zum Kehlkopf verlagert. Die durch diese Nerven übertragenen Impulse sorgen dafür, dass sich die Muskelspannung der Stimmlippen erhöht. Bei komplexeren Varianten des Verfahrens wird sogar die Beweglichkeit der Stimmlippen – und damit die Funktionalität des Kehlkopfes – teilweise wiederhergestellt.
Ein ähnliches Ziel verfolgt auch die Implantation eines Kehlkopfschrittmachers. Dieser besteht – wie ein Herzschrittmacher – aus einem Impulsgeber, der im Brustbereich implantiert wird, und zwei Elektroden, die von dort zum Kehlkopf verlegt werden. Die Implantation erfolgt minimal-invasiv, um weitere Schäden am und rund um den Kehlkopf zu vermeiden. Durch die Elektroden kann eine Beschädigung am Nerv, die die Verbindung zwischen Gehirn und Muskel unterbricht, überbrückt werden: "Da aber letztlich noch eine Nerv-Muskel-Verbindung besteht, ist der Ansatz des Kehlkopfschrittmachers, den Zielmuskel direkt hinter der Schädigungsstelle des Nervs zu stimulieren. So kommt es zur Öffnung der Stimmlippen", erklärt Müller, der an Zulassungsstudien für den Kehlkopfschrittmacher beteiligt ist.