Vollständig implantierbares Kunstherz: Überbrückung der Wartezeit

Für schwer herzkranke Patientinnen und Patienten kann die Wartezeit auf ein Spenderherz lebensbedrohlich lang werden. Im Durchschnitt müssen sie etwa sechs Monate warten, was für viele zu lange ist. Um diese kritische Phase zu überbrücken, hat das Team der Klinik für Herzchirurgie des Universitätsklinikums Heidelberg (UKHD) zwei Betroffenen ein vollständig implantierbares Kunstherz, das Carmat Aeson, implantiert. Das Kunstherz wird wie bei einer Herztransplantation in den Brustkorb eingesetzt und mit den großen Blutgefäßen und Herzvorhöfen verbunden.  

Das Carmat Aeson ist eine Hydraulikpumpe, die einen pulsierenden Blutfluss erzeugt, ähnlich wie ein natürliches Herz. Eingebaute Sensoren erfassen den Blutdruck und passen die Pumpleistung automatisch an. Das Kunstherz verwendet Herzklappen und eine Innenauskleidung aus Rinderherzgewebe, was der Bildung von Blutgerinnseln vorbeugt und den Einsatz starker Gerinnungshemmer unnötig macht. Die Stromversorgung erfolgt über Akkus, die die Patienten in einer Umhängetasche bei sich tragen. Die Akkus versorgen den Herzroboter sechs bis sieben Stunden lang mit Energie, dann muss gewechselt werden. 

Die Implantation eines Kunstherzens ist eine hoch anspruchsvolle Operation, die das Team aus Herzchirurginnen und Herzchirurgen sowie Technikerinnen und Technikern gleichermaßen fordert. Das Kunstherz muss absolut dicht mit den natürlichen Gefäßen verbunden sein, und das System muss korrekt gestartet und überwacht werden. Im Jahr 2013 wurde das Carmat Aeson in Paris entwickelt und hat seitdem mehrere Überarbeitungen und Tests durchlaufen. Seit Ende 2022 ist die aktuelle Version des Systems auch in Deutschland zugelassen. 

Die ersten beiden Implantationen in Heidelberg verliefen erfolgreich und ohne Komplikationen. Beide Personen, im Alter von 51 und 58 Jahren, konnten bereits kurz nach der Operation selbstständig atmen und wurden inzwischen auf die Normalstation verlegt. Eine so schnelle Erholung ist bei schwer kranken Patientinnen und Patienten ungewöhnlich. Die Klinik plant, in Zukunft weitere Betroffene mit dem Carmat-Kunstherz zu versorgen, abhängig von den Fortschritten der aktuellen Fälle.  

MEDICA.de; Quelle: Universitätsklinikums Heidelberg