Was sind weitere Anwendungsfelder in der Chirurgie?
Lenenbach: Ein weiteres Anwendungsbeispiel ist das Laserkraniotom, mit dem man den Schädel öffnen kann und für das wir ebenfalls das Laserschneidverfahren einsetzen wollen. Eine interessante Anwendung hierfür ist die Implantation von Hirnschrittmachern für die tiefe Hirnstimulation (THS) bei Schüttellähmung (Tremor). Damit können die den Tremor verursachenden Aktionspotentiale im Gehirn unterdrückt werden. Das Laserkraniotom wird für Wachoperationen entwickelt, weil das mechanische Aufbohren der Schädeldecke bei vollem Bewusstsein für die lokal anästhesierten Patientinnen und Patienten psychisch sehr belastend ist. Das vibrations- und geräuscharme Laserverfahren geschieht hingegen fast unmerklich.
Ein anderer Anwendungsfall ist die Entfernung eines Tumors im Gehirn. Hier muss wegen der hohen Funktionsdichte des Gewebes sehr vorsichtige operiert und das gesunde Gewebe geschont werden. Dies kann man durch eine Wachoperation unterstützen, bei der komplexe Hirnfunktionen während der Operation getestet werden. Der Tumor wird dann bis an die Funktionsgrenze entfernt, das heißt bis neurologische Ausfallerscheinungen beginnen. Wir arbeiten bei der Entwicklung des Laserkraniotoms mit Dr. Peter Reinacher vom Neurozentrum der Uniklinik Freiburg zusammen, der mit uns das Verfahren der Laserkraniotomie entwickelt und die Anforderungen an das Laserkraniotom aus Anwendersicht definiert.
Wie sehen die weiteren Schritte in der Entwicklung aus?
Lenenbach: Da ist zum einen die Weiterentwicklung des Lasers. Bei der Kombination des Laserschneidprozesses mit einem Roboter ist es vorteilhaft, die Laserstrahlung über eine optische Faser zu führen. Im Moment wird zur Strahlführung ein Gelenkspiegelarm genutzt. Mit dem Fasereinsatz ist eine sehr viel kompaktere und stabilere Strahlführung, wie sie im Operationssaal erforderlich ist, möglich. Wir entwickeln dafür einen Kurzpulslaser, der bei einer Wellenlänge von drei Mikrometer 100 Nanosekunden kurze Pulse emittiert und effizient Knochen schneiden kann.
Ein anderer Entwicklungsschritt ist die Verknüpfung des Systems mit der präoperativen Bildgebung für eine Echtzeit-Visualisierung des Schneidprozesses. Mit einer Operationsplanungs- und Navigationssoftware auf der Basis von präoperativen Daten könnten wir bei der Laserkraniotomie und der Wirbelsäulen-Operation die Daten Live visualisieren und dem Operateur unter Angabe eines Zielkorridors die Schnittkurve und die aktuelle Laserfokusposition in den präoperativen Planungsdaten anzeigen.