Durch anatomische Messungen und biomechanische Experimente entwickelte das medizinische Team in Zusammenarbeit mit Partnern des Instituts für Rechtsmedizin am Universitätsklinikum Hamburg, dem Institut für Unfallforschung und Biomechanik der Universität Ulm und dem Medizintechnikunternehmen Signus einen Prototyp für ein doppelt verschraubtes nagelförmiges Implantat, das den Beckenring sicher an Ort und Stelle hält.
Die Operationstechnik wurde mit Kunststoffnachbildungen des Beckens optimiert. Das minimalinvasive Verfahren umfasst 3D-Navigation und speziell entwickelte Führungsbügel. Unter Vollnarkose werden der Nagel und die Schrauben präzise durch vier kleine Schnitte platziert, ohne wichtige Gefäße und Nerven im Operationsbereich zu beschädigen. Von den ersten Messungen bis zur behördlichen Genehmigung dauerte der Entwicklungsprozess zwölf Jahre.
Nach der Entwicklungsphase führte das Jenaer medizinische Team eine zweijährige Pilotstudie mit dem neuen Implantat durch. 27 Patienten im Alter von 39 bis 87 Jahren mit Frakturen des hinteren Beckenrings erhielten das Implantat. Die Studie umfasste ältere Menschen, die gestürzt waren, jüngere Motorradunfallpatientinnen und -patienten und Krebserkrankte mit Beckenmetastasen, die starke Schmerzen verursachten.