Kann das Verfahren die klassische OP-Methode ablösen?
Könsgen-Mustea: Es ist eine Alternative für eine spezielle Gruppe von Patientinnen. Bei einem Defekt, der über mehrere Kompartimente geht oder sehr ausgeprägt ist, reicht die Sehne nicht aus für eine Rekonstruktion. Bei einer nur mittelgradigen Senkung und vor allem wenn das mittlere Kompartiment betroffen ist, ist das Verfahren eine sehr gute Alternative. Entscheidend ist daher eine Defekt- und Symptom-orientierte Indikationsstellung.
Ist eine roboter-assistierte OP bei anderen Beckenbodenstörungen oder Organsenkungen möglich?
Könsgen-Mustea: Ich denke, dass sich die minimal-invasive Chirurgie mit roboter-assistierten Operationssystemen für die Beckenbodenchirurgie allgemein sehr gut eignet und sich in der Zukunft durchsetzen wird. Sie ist für Operationen im kleinen Becken konzipiert, da es ein präzises Operieren in engen Räumen und in der Tiefe ermöglicht. Es gibt hierfür Schulungen, Übungen am Roboter, auch Hospitationen in anderen Operationszentren sind möglich. Das Erlernen geschieht meines Erachtens eher zügig, vor allem, wenn Chirurginnen und Chirurgen bereits viel offen operiert haben. Das Handling ist sehr intuitiv. Verschiedene roboter-assistierte OP-Systeme stehen uns mittlerweile zur Verfügung, die Nachfrage ist sehr groß.
Etwa die Hälfte aller Frauen sind im Laufe ihres Lebens von einer Beckenbodenfunktionsstörung betroffen. Das können Senkungen sein oder auch damit vergesellschaftete Funktionsstörungen. Das Gros der Frauen ist über 65 Jahre alt, aber wir haben auch sehr viele jüngere Patientinnen. Alleine an unserer Klinik führen wir jährlich rund 200 Operationen bei Senkungen durch.