Hatten Sie denn Bedenken, was die Funktionsweise betrifft?
Gstöttner: Meine größte Sorge war, dass sich die Elektrode, die wir in die Hörschnecke einsetzen müssen, irgendwie verwickelt oder nicht mehr richtig kontrolliert werden kann. Die Elektrode muss ja durch den Kanal und die Hörschnecke geschoben werden – das sind ungefähr sechs Zentimeter Einführtiefe.
Bei der ersten Operation war daher vorgesehen, dass wir über ein kleines Mikroskop durchs Trommelfell zuschauen, ob die Elektrode sich richtig verhält und an der richtigen Stelle sitzt. Zuletzt habe ich das gar nicht mehr gemacht. Der Bohrkanal ist so präzise und einheitlich, dass die Einführung der Elektrode für das Implantat sehr sicher zu machen ist. Das hat mich restlos überzeugt.
Wie viele Operationen wurden seitdem an Ihrem Klinikum mit HEARO durchgeführt?
Gstöttner: Leider haben wir bislang erst drei dieser Implantationen durchgeführt. Die Vorauswahl der Patientinnen und Patienten ist sehr aufwendig. Es kommen derzeit nicht alle potenziell geeigneten Betroffenen in Frage. Es muss ein bestimmter Winkel von der Schädelfläche bis ins Innenohr möglich sein, damit der Bohrer mit mindestens 50 Mikrometern Abstand am Gesichtsnerv vorbeikommt. Wenn das nicht gewährleistet ist, können wir den Roboter nicht verwenden.
Darüber hinaus ist auch die Aufklärung schwierig. Nicht alle Patientinnen und Patienten sind von der Vorstellung begeistert, eine oder einer der Ersten zu sein, die damit operiert werden.
Momentan dauert der Vorgang deshalb ein Vielfaches länger als die Standardoperation. Wir sind noch in einer Lernphase. Das Aufwendigste ist derzeit die Navigationsvorbereitung. Das bloße Bohren absolviert der Roboter bereits sehr schnell. Aber die Navigation muss mit Schrauben justiert sowie ein weiteres CT durchgeführt werden.
Aber wir haben weitere Operationen geplant.
Wie sieht der Ausblick für den Einsatz des OP-Roboters aus?
Gstöttner: Die Standardoperation können wir auch ganz gut leisten. Ich bin mir aber sehr sicher – gerade, wenn man global denkt – dass diese Standardoperationen schon bald nur noch vom Roboter erledigt werden.
Wir wollen den Roboter aber bei Eingriffen einsetzen, die wir selbst nicht mehr so präzise durchführen können. Es gibt ja viele komplizierte Situationen bei Cochlea-Implantationen. Das können abnorme Verläufe des Gesichtsnervs sein. Es können anatomische Varianten, Verknöcherungen oder etwas anderes sein.
Wir sind derzeit auf der Suche nach Lösungen für Probleme, die eben nur mit dem Roboter lösbar sind. Und da wird sich in diesem Jahr noch etwas bei uns tun.