Wie wird die Resorption des Stents im Körper überwacht?
Napp: Wir führen keine regelmäßige Kontrolle des Einheilens oder der Abgabe des Medikaments durch, da dies nicht mit einer einzigen Methode überprüft werden kann. Bei Patientinnen und Patienten mit Engstellen in allen drei Herzkranzgefäßen wird die Behandlung jedoch schrittweise durchgeführt. Diese Engstellen sollten nicht alle auf einmal behandelt werden, auch nicht mit Metallstents. Wenn der Betroffene in diesem Zustand aufgrund eines Unfalls operiert werden müsste, müssten die Thrombozytenhemmer abgesetzt werden. Dies könnte zu einer Stentthrombose führen, die in allen drei Gefäßen gleichzeitig auftreten kann und lebensbedrohlich ist.
Deshalb behandeln wir bei ausgeprägter koronarer Herzkrankheit die Gefäße nacheinander. So kann bei der Behandlung des zweiten Gefäßes, die etwa zwei Monate nach der Behandlung des ersten Gefäßes erfolgt, mit der Lichtleiterkamera überprüft werden, wie sich der Stent im bereits behandelten Gefäß aufgelöst hat.
Gibt es Risiken oder Komplikationen, die durch den Abbauprozess der Stents entstehen können?
Napp: Die Idee, selbstauflösende Stents herzustellen, gibt es bereits seit mehr als 30 Jahren. Auch die Magnesiumstents, die wir jetzt verwenden, gibt es schon seit einer Weile, und sie wurden kontinuierlich weiterentwickelt. Es gibt noch andere Materialien, aus denen selbstauflösende Stents hergestellt werden, wie Milchsäure oder spezielle Kunststoffe.
Milchsäureprodukte, auch Polylactide genannt, haben in Studien jedoch vermehrt zu Komplikationen geführt, was die Wahrnehmung selbstauflösender Stents insgesamt negativ beeinflusst hat. Sogar Magnesiumstents, die diese Probleme gar nicht hatten, wurden aufgrund von Pressemeldungen über Komplikationen bei selbstauflösenden Stents ebenfalls negativ wahrgenommen. Das war ungerechtfertigt, da es sich um eine völlig andere Konstruktion handelt.
Es gibt zwar grundsätzlich Risiken und Komplikationen, die bei selbstauflösenden Stents auftreten können, aber das hängt stark vom Material ab. Für Magnesium trifft dies typischerweise nicht zu. Magnesium ist ein körpereigener Stoff, der zu Kalziumacetat abgebaut wird. Dieses Kalziumacetat ist eine amorphe Masse, die in der Gefäßwand verbleibt, dort aber keinerlei Probleme verursacht.