Wie, das erklärt Medica.de Prof. Ralf Ewert, Leiter des Bereichs Pneumologie, Infektiologie und des Weaningzentrums an der Universitätsmedizin Greifswald.
Herr Prof. Ewert, welche Patientinnen und Patienten profitieren von einer Zwerchfellstimulation und warum?
Prof. Ralf Ewert: Wir reden über Intensivpatienten, die eine Atmungsunterstützung –eine minimalinvasive oder nicht-invasive Beatmung – benötigen. Diese Patienten erfahren eine gewisse Übernahme der Atemfunktion durch das Gerät. Das ist auf der einen Seite lebensnotwendig, auf der anderen Seite führt es als Nachteil dazu, dass die Atemmuskulatur nicht mehr gut genug trainiert ist. Das Zwerchfell verliert an Kraft und Funktionsfähigkeit. Das ist ein allgemeines Problem bei beatmeten Patienten. Je länger sie beatmet werden, umso ein längeres Training brauchen sie, um wieder eigenständig atmen zu können.
Wie kann das Gerät AeroPace hier helfen?
Ewert: Das Gerät, das wir hier bei uns testen, ist ein Zwerchfellstimulationsgerät. Es besteht aus einer Konsole, die elektrische Impulse abgibt, und einem Katheter, der den Stromstoß über den Gefäßanteil in der Lunge an den Nerven, der das Zwerchfell aktiviert, weitergibt. Das trainiert das Zwerchfell, unseren größten Atemmuskel. Viele Menschen werden dieses System kennen, weil es eine gewissen Analogie zu EMS-Geräten hat, wie sie zum Beispiel im Fitnesstraining eingesetzt werden. Nur, dass die Stromabgabe nicht mittels Elektroden über die Haut funktioniert, sondern der Katheter, der den Strom abgibt, tatsächlich in ein großes Gefäß im Thorax eingelegt wird. So werden die Nerven, die das Zwerchfell ansteuern, über das Gefäß stimuliert. Das ist, vereinfacht dargestellt, das Grundprinzip.
Haben Sie eine Vorstellung davon, wie sich die Stimulation anfühlt?
Ewert: Eine sehr genaue Vorstellung sogar. Denn in der Regel trainieren wir die Patientinnen und Patienten, wenn sie wieder wach sind. So können wir die Betroffenen fragen, ob sie Missempfindungen haben. Zudem sieht man tatsächlich, dass der Stromimpuls kommt und das Zwerchfell kontrahiert – vielmehr fühlt man es, wenn man die Hand auf den Thorax legt. Wir können es auch an der Beatmungsmaschine sehen. Die Atemvolumen pro Atemzug nehmen deutlich zu, da das Zwerchfell unter dem Stromfluss massiv kontrahiert und maximale tiefe Einatmung passiert. Das ist das Ziel der gesamten Stimulation. Die oder der Trainierende spürt nicht den Stromfluss an sich, sondern die Muskelkontraktion. Es zieht etwas. Wenn es einmal unangenehm werden sollte, können wir die Stromintensität selbstverständlich zurücknehmen.