Wie hilft Ihr Übungsprogramm dabei? Zielt das überhaupt in diese Richtung?
Haag: Ja, wir haben im Grunde mehrere Programme aus vielen verschiedenen Übungen zusammengestellt. Diese geben wir hier, im Alltag unserer Praxis, unseren Patienten mit. Sie zielen vor allem darauf ab, die Funktionalität zu erhalten oder zurückzugewinnen, etwa die Gelenkbeweglichkeit, oder gegen den alltäglichen Verschleiß und seine Symptome zu wirken, bei Gelenken, Wirbelsäule und Bandscheiben.
Das sind sowohl Programme mit einem höheren Grad an Aktivität als auch Programme, die im Sitzen absolviert werden können. Dazu gehören Beweglichkeitsübungen, kleine Routinen, Morgenroutinen, die auch Arbeitnehmer gut in den Alltag integrieren können, um so ein bisschen den Einschränkungen entgegenzuwirken, denen wir ständig unterlegen sind.
Richten sich Ihre Programme an eine bestimmte Gruppe von Menschen oder Patienten?
Schneider: Wir haben sie bewusst breit gewählt, damit sie für jeden geeignet sind. Es sind Programme drin, mit denen man den ganzen Körper mobilisiert. Es gibt die Morgenroutinen, die auf die Kernmuskulatur abzielen. Es gibt aber auch ein Programm, dass wir ganz konkret "Pandemie-Workout für mehr Ausdauer und Beweglichkeit" genannt haben. Wir haben auch ein Programm für die Sturzprävention für ältere Menschen.
Solche Übungen sind also tatsächlich für den Gesunden zur Prävention sinnvoll und für den Erkrankten, um damit wieder fit zu werden. Das hängt natürlich immer davon ab, was derjenige hat. Aber wir haben sehr leichte bis sehr komplexe Programme zusammengestellt, basierend auf wissenschaftlichen Untersuchungen wie zum Beispiel der großen Rückenstudie "Ran-Rücken“ des Forschungsnetzwerkes MiSpEx (Medicine in Spine Exercise). Da sollte eigentlich für jeden etwas dabei sein.
Wie kann man die Menschen denn nach der Corona-Pandemie wieder zum Sport zurückbringen? Muss man das überhaupt?
Haag: Es ist ja immer eine Definitionsfrage, wann die Corona-Pandemie wirklich vorbei ist. Aber es war schon vor der Pandemie ein generelles Problem, wie wir die Menschen aktivieren und die Motivation und den Spaß an der Bewegung vermitteln. Aktiv sein bedeutet nicht automatisch, täglich joggen zu gehen. Das kann auch ein Spaziergang in einem etwas flotteren Tempo sein.
Ich denke, jetzt ist der richtige Zeitpunkt, das zu betonen, weil es im Moment ein sehr starkes Gesundheitsbewusstsein gibt. Wir sollten das nutzen, verstärkt an die Bevölkerung herantreten und sagen, wie präventiv wertvoll Bewegung ist, um potenziellen Erkrankungen entgegenzuwirken und fit durch den Alltag zu kommen. Wenn wir das schaffen, haben wir schon einen ganz großen Erfolg erzielt.