Wie fördern die Knochenschrauben eine schnelle Rehabilitation nach Frakturen?
Ehlers: Zum vollständigen Ausheilen brauchen die Knochenschrauben, genauso wie alle anderen OP-Verfahren, ihre Zeit. Die beschriebene natürliche Leitstruktur der Knochenschraube bietet den optimalen Raum für das Remodeling und fördert somit eine schnelle Integration in das Gewebe, wie eine Studie aus dem Jahr 2021 belegt.
Gibt es Potenzial für die Weiterentwicklung, um die Knochenschrauben auch in anderen Anwendungsgebieten einsetzen zu können?
Ehlers: Tatsächlich ist das Potenzial da und wird auch schon genutzt. In Österreich wird die Shark Screw® von unserem Partner surgebright bereits sehr viel breiter und umfassender eingesetzt als bisher in Deutschland. Beispielsweise kommt sie dort bereits in der Schulter, den Ellbogen, den Knien und auch in der Kinderchirurgie zum Einsatz.
Um das auch in Deutschland zu ermöglichen, werden zunächst Daten benötigt, um bei der zuständigen Behörde – in diesem Fall dem Paul-Ehrlich-Institut – eine Indikationserweiterung zu beantragen und genehmigen zu lassen. Erst dann ist es uns möglich, ohne Verletzung des Heilmittelwerbegesetzes ganz gezielt auf diese Indikationen hinzuweisen. Das liegt daran, dass die Knochenschrauben in Deutschland als Gewebezubereitungen unter das Arzneimittelgesetz fallen und deswegen sehr strikt reguliert sind.
Gibt es weitere neue Produkte am DIZG, die Vorteile für eine Rehabilitation nach einer Verletzung bringen? Beispielsweise aus dem Bereich der Sportmedizin?
Ehlers: Eine andere Innovation, die wir jetzt rausbringen, ist tatsächlich der erste allogene Meniskusteilersatz in Deutschland. Wir haben in Deutschland pro Jahr circa 80.000 Meniskusverletzungen, die mit starken Schmerzen und Bewegungseinschränkungen einhergehen. Ein deutlicher Teil davon erfordert die Entfernung des Meniskus oder eben ein Nähen oder eine Rekonstruktion des Gewebeschadens, da ein Teil des Meniskus fehlt. Dieses fehlende Teil können wir mittlerweile ersetzen – und das gibt es bisher in Deutschland nicht. Bislang konnte das DIZG bereits rund 100 Patientinnen und Patienten erfolgreich weiterhelfen und das Risiko eines späteren künstlichen Kniegelenkes entsprechend reduzieren.