Die Gesamtprojektleitung hat Paul Chojecki. Im Interview mit MEDICA.de spricht der Diplom-Psychologe über die Entwicklung im Projekt TeMoRett und darüber, wie sie Betroffenen helfen soll.
Herr Chojecki, wie könnte eine Rehabilitation mit diesem System aussehen?
Paul Chojecki: Das Problem der Betroffenen, meistens junge Mädchen, ist die Kontrolle der Handbewegungen. Um möglichst früh mit der Therapie beginnen zu können, sind eine einfache Handhabung der Therapie und sofortige Belohnung zur Förderung der Motivation wichtig.
Für die Therapie werden Aufgaben zur Bewegung der Hände gestellt. Die Webcam eines Laptops soll die Position der Hände erkennen und damit die willentlichen Handbewegungen. Darüber hinaus soll anhand der Mimik und aus physiologischen Daten das Stressniveau erfasst werden.
Mit diesen Daten können wir individuelle Therapieprogramme mit wachsendem Schwierigkeitsgrad entwickeln. Die Spielelemente und Belohnungen, die aus medialen Inhalten bestehen, werden in Greifentfernung, auf den Tisch projiziert.
Welche Rolle spielen die Technologien?
Chojecki: Zum Einsatz kommen Extended Reality (XR) und Künstliche Intelligenz (KI), die in Verbindung mit den Ergebnissen unserer Projektpartner immer wieder ausgewertet und weiterentwickelt werden. Beteiligt sind dabei Fachgebiete wie Neurowissenschaften (MPI) und Pädiatrie (Charité) sowie die Rett-Kompetenzen der Georgetown University in Washington und des Rett Syndrom Deutschland e.V.
Handbewegungen und physiologische Daten werden kontaktlos über eine Kamera erfasst, da die meisten Patientinnen sehr empfindlich auf Berührungen oder getragene Geräte reagieren. Um die Schwierigkeit individueller Aufgaben zu erkennen, wird ein Algorithmus diese Daten auswerten. Willentliche Bewegungen sollen schnell erkannt und durch Belohnung verstärkt werden. Die Therapie soll günstig einzusetzen und auch in den Familien möglich sein.