Wo sehen Sie die Vorteile gegenüber anderen Behandlungsmöglichkeiten von chronischen Schmerzen?
Rittner: Dass Patientinnen und Patienten diese Übungen sehr gut auch zu Hause machen könnten, ohne dass sie die Physiotherapiepraxis oder die Schmerzklinik besuchen müssten. Über VR können wir die Bewegung anders steuern und wir glauben auch, dass in der VR-Umgebung Bewegung leichter fällt – einfach dadurch, dass sich die Umgebung damit auch beim häuslichen Training ändert. Das trägt zur Motivation bei.
Ich denke aber auch, dass Menschen soziale Wesen sind und eine soziale Ansprache benötigen. Das können wir mit der VR verknüpfen. Etwa, indem die Übungen zu Hause aufgezeichnet werden und Therapeutinnen und Therapeuten diese telemedizinisch kontrollieren. Dann müssen Patientinnen und Patienten nicht mehrmals pro Woche in die Praxis kommen, sondern vielleicht nur alle vier Wochen. Trotzdem hätten sie den Vorteil, dass sie gut gesteuert werden.
Das Projekt ist gerade gestartet. Wie wollen Sie jetzt vorgehen?
Rittner: Nach einer abschließenden Sichtung der Forschungsliteratur zum Thema wollen wir die VR-Umgebung konzipieren, die dann mit gesunden Probandinnen und Probanden sowie Patientinnen und Patienten mit Rückenschmerzen im Rahmen einer Machbarkeitsstudie getestet wird. Erst in der nächsten Förderphase gäbe es eine vergleichende klinische Studie, in der wir etwa auf Parameter wie Schmerzreduktion oder Funktionsverbesserung im Vergleich zur Standardtherapie eingehen können.
ReliefVR ist spannend, weil es ein Entwicklungsprojekt ist und deshalb im Vergleich zu einer klinischen Studie relativ offen. Wir haben viel Raum zu überlegen, was für eine VR-Umgebung wir schaffen wollen. Das Projekt entstand durch einen Wettbewerb "Gesellschaft der Ideen", der vom BMBF ins Leben gerufen war. Auf dem Wege sind wir Frau Yevgeniya Nedilko, Initiatorin und Ideengeberin, begegnet. Wir vom Universitätsklinikum Würzburg bringen Kompetenz aus der Medizin, Physiotherapie und Psychologie dazu mit, unsere Partner von der videoreality GmbH professionelles Wissen zur VR. Das empfinde ich als sehr bereichernd.