Prof. Martin Kohlhase und Prof. Rena Isabel Amelung schildern im Gespräch mit MEDICA.de das Zusammenwirken von Ingenieurwissenschaft und Gesundheit sowie die Ziele des Projekts.
Herr Prof. Kohlhase, Frau Prof. Amelung, wie funktioniert die Orthese, was ist ihr Nutzen?
Prof. Martin Kohlhase: Wir wollen mit der Orthese Bewegungsmuster erkennen, um das Mobilitätsverhalten zu erfassen. Außerdem sollen Veränderungen am Fuß erkannt werden. Wer nach einer Fuß-OP aus dem Krankenhaus entlassen wird, sieht seinen behandelnden Arzt oft erst relativ spät wieder.
In dieser Zeit wollen wir Betroffene durch Sensoren in der Orthese versorgen. Dafür wollen wir Daten aus der Orthese sowie Vitaldaten mit Wearables, wie einer Smartwatch, sammeln, damit Patientinnen und Patienten das Selbstmanagement mit Unterstützung eines Smartphones üben können.
Die Daten sind über Telemedizin auch für professionelle Dienstleister nutzbar wie aus der Orthopädietechnik, der Fußpflege sowie Ärztinnen und Ärzte. Wir zielen auf eine kostengünstige Lösung mit wenigen Sensoren, sodass wir am Markt bestehen können. Ungenaue Daten müssen mit einer intelligenten Software so aufbereitet werden, dass sie spezifische Informationen liefern.
Prof. Rena Isabel Amelung: Es gibt dafür noch keine standardisierte, leitliniengestützte Lösung. Das Entwicklungspotenzial ist groß, denn bislang kennen wir oft nur Maximalwerte, ab deren Erreichen Schäden am Fuß entstehen. Wir wollen Betroffenen Rückmeldungen geben und sie bestärken, sich selbst zu managen.
Dazu gehören zum Beispiel auch Aufforderungen über Fuß-Assessments, die Haut am Fuß auf Veränderungen zu prüfen. Da die Sensibilität im Fuß reduziert ist, merken Betroffene nicht, wenn eine Druckstelle entsteht oder sie sich verletzt haben.