Im Interview mit MEDICA.de spricht Dr. Eveline Graf über das Forschungsprojekt "ExerUP!", darüber, wie der ExerCube der Firma Sphery physisches und mentales Training kombiniert und wohin sich die Nutzung von Exergames und Gamification in Physiotherapie und Rehabilitation entwickeln könnte.
Frau Dr. Graf, was ist das Ziel im Projekt "ExerUP!"?
Dr. Eveline Graf: Wir kombinieren ein Produkt für Fitness- und Exergaming, den ExerCube der Firma Sphery, mit der Rehabilitation. Der ExerCube ist ein Gerät für HIIT, high-intensity interval training, also hoch-intensives Training. Er bietet die Möglichkeit zum Training in einer virtuellen Welt. Im Projekt untersuchen wir, inwiefern sich der ExerCube für eine Rehabilitation nach Sportverletzungen des Kreuzbandes eignet und welche Weiterentwicklungen angezeigt sind für einen effektiven und sicheren Einsatz in der Rehabilitation.
Wie funktioniert der ExerCube?
Graf: Auf drei Wände, also eigentlich einen offenen Würfel, wird eine Spielwelt projiziert. Die Nutzenden fahren im aktuellen Spiel "Sphery Racer" auf einer Bahn. Dort gibt es Tore, bei jedem Tor müssen sie eine bestimmte Übung machen. Das sind typische Fitnessübungen wie Burpees, Lunges, Jumps oder Punches. Sie tragen dabei Bewegungstracker an den Händen und Füßen, die die Position des Körpers registrieren. So wird festgestellt, ob die Bewegung richtig durchgeführt wurde.
Das Training im ExerCube ist körperlich anstrengend, hat aber gleichzeitig einen kognitiven Aspekt, weil es auf das Timing der Übungen ankommt. Wenn die Spielenden Übungen mit dem richtigen Timing schaffen, wird das Spiel schneller – oder eben auch langsamer, wenn die Person es nicht schafft. So passt es sich an die individuelle Leistungsfähigkeit an.
Mit dieser kognitiven Komponente schließt der ExerCube eine Lücke in der Rehabilitation. Physiotherapie ist sehr kontrolliert. Sport ist unkontrolliert, weil es dort viele Ablenkungen gibt: das eigene und das gegnerische Team, den Umgang mit Sportgeräten und in Wettkämpfen Reize durch Licht, Lärm und das Publikum. Wir können den Körper heute gut auf den Wiedereintritt in den Sport vorbereiten, aber mental ist die Rückkehr wegen dieser Ablenkungen eine große Hürde für Sportlerinnen und Sportler.
Warum beschäftigen Sie sich im Projekt ausgerechnet mit Kreuzbandverletzungen?
Graf: Sie gehören zu den häufigsten Verletzungen in vielen Sportarten und haben eine große Auswirkung auf die Betroffenen. Das Training im ExerCube ist außerdem stark auf die Beine fixiert, deshalb bot sich diese Entscheidung an. Für ein Folgeprojekt wären Schulterverletzungen ein denkbares Thema.