Im Interview mit MEDICA.de spricht Dr. Sibylle Schmied über die Anpassung textiler Orthesen mit einem 3D-Scan-Verfahren und über die Schwierigkeiten, die bei der Entwicklung eines solchen Verfahrens auftreten.
Frau Dr. Schmied, Sie haben bei den DITF eine digitale Plattform für die Herstellung von Softorthesen entwickelt. Was war der Gedanke dahinter?
Dr.-Ing. Sibylle Schmied: Bei der Plattform handelt es sich noch um ein Forschungsprojekt, keine abgeschlossene Entwicklung. Wir haben mit einem Industriepartner Softorthesen für Kinder und Erwachsene mit Bewegungsstörungen entwickelt, zum Beispiel mit Zerebralparese, Spastiken oder Skoliose. Die Softorthesen, die bei der Behandlung angewendet werden, arbeiten über Kompression, die sehr individuell und genau eingestellt werden muss. Deshalb muss die Vermessung auch immer sehr individuell erfolgen. Bei einer Handvermessung kann man ebenfalls viel falsch machen. Unser Ziel war, diese Unsicherheiten zu eliminieren und ein Vorgehen zu entwickeln, bei dem die Vermessung akkurat, anhand von digitalen Bildern, erfolgt.
Welchen therapeutischen Zweck haben Softorthesen bei den genannten Krankheitsbildern?
Schmied: Bei der Zerebralparese ist es so, dass unter anderem die körperliche Wahrnehmung gestört ist. Diese soll durch Kompression erhöht werden. Bei der Skoliose geht es darum, eine Aufrichtung des Körpers durch Zugkräfte zu erreichen, die in die Orthese eingearbeitet sind.
Im Projekt haben wir Orthesen für den Torso betrachtet, inklusive der Arme. Aber das Verfahren ist so angelegt, dass es auch auf die unteren Extremitäten anwendbar ist.
Welche Mittel zur Vermessung wurden in dem Projekt eingesetzt?
Schmied: Wir haben verschiedene Methoden untersucht, unter anderem 3D-Handscanner sowie Photo Tools, die in Programmen für die Schnittentwicklung von Orthesen zur Verfügung stehen. Bei den 3D-Scannern ist das größte Hindernis, das wir festgestellt haben, dass die günstigen Scanner häufig nicht ausreichend sind. Die hochwertigeren Modelle, bei denen der Scanvorgang gut funktioniert, sind hingegen nicht erschwinglich für kleinere Orthopädietechnikbetriebe.