Wie können personalisierte Ansätze im Sport die Prävention und Rehabilitation von Verletzungen verbessern?
Schmidt: Den einen Ansatz, der für alle passt, gibt es in der Sportmedizin leider nicht. Doch je individueller ich die Maßnahmen gestalten kann, umso effizienter sind sie in der Ausführung. Das erleben wir nicht nur beim Training, das präzise auf den physischen und psychischen Zustand der Athletinnen und Athleten abgestimmt werden kann, sondern auch in der Rehabilitation.
Je nach Verletzungsgrad kann mit einer sehr individuellen Belastungssteuerung frühzeitig mit Aufbau- und Stabilisationsübungen begonnen werden. Das war früher, wo im Prinzip eine Reha standardmäßig pro Verletzungsbild mit bewährten Maßnahmen zum Einsatz kam, nicht möglich. Heutzutage ist es möglich, die Reha viel feingliedriger zu gestalten und auf die individuellen Bedürfnisse der Athletinnen und Athleten auszurichten.
Wie könnten sich Veränderungen in sportlichen Wettbewerben wie den Olympischen Spielen auf die Anforderungen an die Sportmedizin auswirken?
Schmidt: Spannend ist die Frage, welche neuen Technologien oder welcher technische Support zugelassen sein wird. Technologien wandern vermehrt in den Körper und sind von außen nicht mehr sichtbar. Es gab beispielsweise bereits bei der Marathonweltmeisterschaft in Doha erste Athletinnen und Athleten, die Kapseln mit Mikroprozessoren geschluckt haben, durch die jederzeit ihre körperliche Kerntemperatur in Echtzeit ermittelt werden konnte. So konnten prophylaktisch auch Teilnehmende zum Abbruch gebracht werden, die sich im gesundheitlichen Risikobereich befanden. Mit der Zulassung äußerlich nicht sichtbarer technischer Hilfsmittel sind aber gleichzeitig auch neue Anforderungen an die Prävention von sogenanntem "Tech-Doping" verbunden.