PREHAPS – Studie zur Vermeidung von Schluckstörungen
PREHAPS – Studie zur Vermeidung von Schluckstörungen
29.07.2022
Schluckstörungen sind nicht nur unangenehm, sie können bei Patientinnen und Patienten mit Kopf-Hals-Tumoren auch problematische Komplikationen herbeiführen. Um diese daher gar nicht erst entstehen zu lassen, untersucht eine Studie am Universitätsklinikum Regensburg (UKR) Präventionsstrategien. Dieses Leuchtturm-Projekt wird mit 567.000 Euro vom Gemeinsamen Bundessausschuss (G-BA) gefördert.
Mehr als 50 Prozent der Patientinnen und Patienten mit einem Tumor im Kopf-Hals-Bereich entwickelt vor, während oder nach der Therapie eine Schluckstörung.
Prof. Dr. Peter Kummer und Sarah Weinhut führen eine videoendoskopische Schluckuntersuchung durch.
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Diese kann unter anderem zu einer Lungenentzündung, Mangelernährung oder sogar zur Abhängigkeit von einer Ernährungssonde führen. Bisher erhalten Betroffene daher nach Abschluss ihrer onkologischen Therapie eine ambulante oder stationäre Schluckrehabilitation. Die Klinik und Poliklinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde des UKR geht mit der Studie PREHAPS ("The effect of phoniatric PREhabilitation in Head and neck cancer patients on Aspiration and Preservation of Swallowing“) nun einen neuen Weg. Bereits vor Beginn der onkologischen Behandlung wird eine logopädische Schluckübungstherapie eingeleitet. Ziel der Studie ist es zu untersuchen, ob diese präventive Maßnahme die spätere Schluckfunktion und damit die Lebensqualität der Patienten verbessert. Die aktuell im Juli 2022 beginnende Pilotstudie wird vom Innovationsfond des G-BA mit 567.000 Euro gefördert.
Ein "Leuchtturm-Projekt“ nennt es Professor Dr. Peter Kummer und meint damit den innovativen Ansatz sowie den möglichen Nutzen von PREHAPS. "Wenn unsere Studie Erfolg hat, könnten wir Schluckstörungen bei Patientinnen und Patienten mit Tumoren im Kopf-Hals-Bereich zum frühestmöglichen Zeitpunkt erkennen und behandeln. Dadurch wollen wir die normale Schluckfähigkeit und damit verbunden auch eine weitestgehend normale Ernährung bereits während der Tumorbehandlung erhalten und sicherstellen – eine enorme Erleichterung für die Betroffenen, die sich ohnehin in einer belastenden Situation befinden“, so der Leiter der Sektion für Phoniatrie und Pädaudiologie an der Klinik und Poliklinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde des UKR.
Insgesamt sollen 70 Patientinnen und Patienten in die wissenschaftliche Untersuchung mit einbezogen werden. Im ersten Schritt wird dabei der Schluckvorgang endoskopisch untersucht. Dabei wird die Probandin oder der Proband ausführlich über seine individuelle Schluckfähigkeit und mögliche Gefährdungen informiert und wie er diese meistern kann. Was daran anschließt, ist ein Stück Neuland, zumindest zu diesem frühen Zeitpunkt, erklärt die leitende Logopädin, Sarah Weinhut: "Wir werden die Betroffenen dann ganz gezielt zu bestimmten Schluckübungen beraten und anleiten, die sie bereits im Vorfeld und dann auch während der Tumorbehandlung durchführen sollen, mehrfach am Tag. So kräftigen wir die am Schluckvorgang beteiligten Muskeln und verbessern ihre Beweglichkeit, damit diese die durch den Tumor oder seine Behandlung verursachte Schwächung besser verkraften und kompensieren können.“
Das Studienteam besteht aus Vertreterinnen und Vertretern verschiedener Berufsgruppen aus Medizin, Biometrie und Statistik, Logopädie, Psychologie und Ernährungsberatung. Im Verlauf eines Jahres sind regelmäßige Nachuntersuchungen vorgesehen, die den Erfolg des innovativen Ansatzes überprüfen. PD Dr. Julian Künzel, Oberarzt in der Klinik und Poliklinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde des UKR und Studienleiter, erklärt: "Bei PREHAPS wollen wir den Nutzen dieser frühzeitigen, gezielten Untersuchung von Schluckstörungen und ihrer Therapie ganz genau prüfen. So soll die Schluckfähigkeit schon während der Tumorbehandlung bewahrt werden. Dies kann die Lebensqualität der Betroffenen und die Bewältigung der Erkrankung generell verbessern. So ist es doch schon eine Erleichterung, wenn man auch weiterhin im Kreis der Familie an gemeinsamen Mahlzeiten teilnehmen kann. Andererseits sollen gefährliche Folgen von Schluckstörungen wie z.B. eine Lungenentzündung oder Mangelernährung vermieden werden.“